Donnerstag, 6. November 2014

Hat die ukrainische Offensive begonnen?

Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass den Menschen in der Ostukraine nicht nur ein harter Winter bevorsteht, sondern dass sie nebst dem Kampf gegen die jährliche Naturgewalt auch noch mit den Auswirkungen eines Krieges fertig werden müssen.

Der Grund für diese Einschätzung liegt ausgerechnet in dem Ergebnis der Parlamentswahlen in der Ukraine die von unseren Medien so hochgelobt wurden. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb "Ukraine stimmt für Europa - Reformkräfte gewinnen die Parlamentswahl" und Spiegel Online berichtete sogar von einer "machtvollen Demonstration für eine Anbindung an Europa".

Doch es war alles andere als das was uns unsere Medien uns wollen. Im Gegenteil, die Wahl zeigte deutlich dass die Menschen in der Ukraine erkannt haben, dass ihr Kampf vom letzten Jahr auf dem Maidan-Platz eine noch gefährlichere Regierung an die Macht gebracht hatte als es jemals unter Janukovitsch war. Bei einer knapp über 50%-igen Wahlbeteiligung kann keine Rede von einer "überwältigenden Mehrheit" sein, sondern wenn überhaupt etwas Überwältigend war, dann die Stimmenthaltungen der Hälfte des Wahlberichtigten ukrainischen Volkes (36`514`491 registrierte Wählerinnen und Wähler). In relativen Zahlen ausgedrückt, erhielt die Partei "Volksfront" des Putschisten Jatsenjuk zwar mit 22.17% die meisten Stimmen, doch bei genauerem Nachrechnen wählten nur 10.57% der wahlberechtigten Menschen die "Volksfront". 
Noch schlimmer fielen die Zahlen für Präsident Poroschenko aus: die 21.81% der Wählerstimmen für seine Partei "Blok Petro Poroshenko" entsprechen nur 9.3% der registrierten Wählerschaft.

Das bedeutet also dass die zwei stärksten Fraktionen im neuen ukrainischen Parlament, die Volksfront von Ministerpräsident Jatsenjuk und der Blok Petro Poroschenko des gleichnamigen Präsidenten, von den insgesamt 450 Sitzen der Werchowna Rada (Parlament) 214 Sitze erhalten, was einem Anteil von 47% gleichkommt. Ob Poroschenko und Jatsenjuk eine funktionierende Koalition zustande bekommen oder nicht spielt erst mal keine Rolle. Fakt ist, dass sie zusammen fast die Hälfte des Parlaments kontrollieren obwohl sie nur knapp 20% der ukrainischen Stimmen erhalten haben.
Anders ausgedrückt unterstützen nur 20% der Ukrainer die Politik die ihnen von Washington und Brüssel aufoktroyiert wurde.

Selbst die Behauptung dass die Nazis aus dem Parlament und somit von der Macht gefegt wurden ist bestenfalls irreführend. Zwar stimmt es dass die faschistische Partei "Svoboda" mit 4.7% der Stimmen an der 5%-Hürde gescheitert ist, doch was uns unsere Medien verschweigen ist die Tatsache dass es die Partei dennoch ins Parlament geschafft hat (zusammen haben rechtsradikale Parteien 13.1% der Stimmen enthalten!, was allein schon Grund zur Sorge sein sollte). Dieses Kunststück ist ihr durch die absolut demokratische Wahlform der Direktmandate gelungen. Sogar der Anführer der Nazi-Gruppe des Pravy Sektor, Dmitro Jarosch, hat es mittels Direktmandat ins Parlament geschafft. Das bedeutet dass es im ukrainischen Parlament nun offiziell Vertreter von faschistischen und nationalsozialistischen Parteien und Organisation gibt, die sich alle mittels Direktmandate einen Zugang zum Korridor der Macht in Kiev verschafft hat. Und wer hat das alles ermöglicht? Man muss nicht lange suchen um auf die Antwort zu kommen: Arseniy "Jats" Jatsenjuk!
Auf dessen Liste konnten sie sich eintragen und damit ganz offiziell an den Wahlen per Direktmandat teilnehmen, auch wenn es ihre eigenen Parteien nicht selbst ins Parlament geschafft haben. So etwas würde man ansonsten als Korruption bezeichnen, da Jatsenjuk auf diesem Weg die offene Rechnung bei seinen Weggefährten für den Putsch begleichen konnte welche ihn erst an die Macht gebracht haben.

Was der grösste Teil der Medien entweder ganz verschweigt oder manche es sogar abstreiten, ist die Ignorierung der Gewalt gegenüber der Opposition die von der Putschistenregierung in Kiev ausgeübt wurde. Die traditionell stärkste Oppositionskraft, die Kommunisten, schaffte es bei diesen Parlamentswahlen nicht einmal die 5%-Hürde zu knacken. Das lag aber nicht daran dass die Menschen nichts mehr von der kommunistischen Partei wissen wollten, sondern weil es gezielte Attentatsversuche gegen die politische Führung der Kommunisten gab und Verbotsverfahren oder sogar gänzliche Tätigkeitsverbote gegen die Partei in einigen Regionen ausgesprochen wurden. So schafft man sich auch mögliche Konkurrenz vom Hals.

Interessant ist es aber die Propaganda zu beobachten die von westlichen Medien während der Wahl betrieben wurde. Die britische The Times berichtete wie die "Ukrainer in Scharen abgestimmt haben um dem Schatten des russischen Einflusses zu entfliehen", und benutzte dabei ein Foto aus Kaschmir um die Behauptung zu unterstreichen, dass "fünf Millionen Millionen nicht wählen konnten weil sie in von pro-russischen Separatisten gehaltenen Gebieten waren."




































Das benutzte Bild hat aber überhaupt gar nichts mit der Ukraine zu tun, sondern stammt aus dem von Indien besetzten Kaschmir:

Dieses Beispiel zeigt wie sehr wir den Manipulationen der westlichen Medien ausgeliefert sind. Man benutzt Bilder aus anderen Konflikten um eine Behauptung zu untermauern die impliziert, dass die Menschen in von Föderalisten kontrolliertem Gebiet sozusagen Geiseln sind. Diese Behauptung dient dem gleichen Zweck wie die im ersten Satz, dass "Scharen von Ukrainern abgestimmt haben um dem Schatten des russischen Einflusses zu entfliehen". Es soll der Eindruck entstehen, dass alle Ukrainer genau das wollen was die Medien uns erzählen und dass die Ost-Ukrainer gar nicht ihre wahre Stimme abgeben können, da sie in "von pro-russischen Separatisten gehaltenen Gebieten" leben. An dieser Stelle muss auch darauf hingewiesen werden dass es genauso in der russischen Berichterstattung unwahre oder fehlerhafte Artikel gibt, die Eigenschaften der Propaganda aufweisen. Der grosse, und bei weitem wichtigste Unterschied liegt aber darin, dass die westliche Propaganda ganze Länder und Völker einer bestimmten Agenda zu unterwerfen versucht, und dabei nicht nur auf die Medien beschränkt ist sondern eben auch die höchste politische Führung betrifft.
Nicht einmal Organisationen wie die Human Rights Watch sind davon ausgenommen. Mit Bildern von weinenden Frauen und Polizisten in voller Montur wird vor der "Tyrannei Putin`s" gewarnt, dabei hat man ganz offensichtlich vergessen dass die abgebildeten Polizisten aus einer ukrainischen Einheit stammen wie man es an den Marken erkennen kann.



Zeichen der Vorbereitung zur Offensive
Gewählt wurde nicht nur in dem von den Putschisten geführten Teil der Ukraine, sondern auch in der Ostukraine. Allerdings gingen die Menschen dort nicht für ein Parlament in Kiev an die Urne, sondern für die Wahl ihrer politischen Führung der "Donetsk Volksrepublik".
Obwohl diese Wahl absolut im Einklang mit dem von Petro Poroschenko Ende September durchgepeitschten Sonderstatus für die Region Donbass steht, wird sie nun von den westlichen Staaten und sogar vom Initiator Poroschenko selbst attackiert. Dabei steht in dem vom Parlament am 18. Oktober verabschiedeten Gesetz zum Sonderstatus der Region Donbass folgendes geschrieben:
"Dokument No. 1680-II definiert eine Übergangsprozedur für die Organisation einer lokalen Selbstverwaltung und Inbetriebnahme von lokalen Regierungszentren in verschiedenen Distrikten von Donetsk und Lugansk. ... Die Regierung in den Städten und Dörfern wird durch die territorialen Gemeinschaften der lokalen Regierungsbehörden unter der Verfassung und Gesetze der Ukraine durchgeführt. ... Lokale Neuwahlen in diesen Distrikten sind für den 7. Dezember 2014 angesetzt. ... Um die öffentliche Ordnung zu beschützen wird die Lokalregierung eine Volkspolizei gründen."
Was Poroschenko da initiiert hatte war im Grunde genommen nur die Anerkennung der politischen Realität in der Region. Die Menschen würden eine autonome Regierung erhalten, selbst Wahlen abhalten können und sogar eine eigene "Volkspolizei" halten dürfen. Selbst in dem Abkommen von Minsk, welches den Waffenstillstand und die militärische Niederlage der Putschisten erst einmal besiegelte, sind solche autonomen Wahlen vorgesehen. Allerdings differieren die Daten für solche Wahlen: während Poroschenko in dem Sonderstatus-Gesetz die selbsternannte Frist vom 7. Dezember 2014 angesetzt hat, hat man in Minsk die Wahlen zwischen dem 19. Oktober und 3. November vereinbart.
Und obwohl die Regierung von Poroschenko selbst einer autonomen Regierung in der Donbass Region zugestimmt und zum Gesetz erklärt und Lokalwahlen in Aussicht gestellt hat, beschreibt er diese Wahlen nun folgendermassen:
"Diese sogenannten Wahlen in den besetzten Distrikten von Donetsk und Lugansk haben nichts gemein mit dem Ausdruck des Willens der Bevölkerung und verletzen brutal das Minsk-Abkommen."
So ähnlich äusserten sich erwartungsgemäss auch die Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika und der Europäischen Union.

Während Poroschenko für die westlichen Regierungen solch eine völlig verdrehte Stellungnahme abgibt, erklärte er vor drei Wochen seinem Volk aber etwas ganz anderes wer das Abkommen von Minsk attackiert: nämlich die Ultra-Nationalisten die seinen "Friedensplan konstant attackieren". Damit meinte Poroschenko genau jene Leute, die nun via Direktmandate in die Rada (Parlament) gekommen sind und von dort aus versuchen werden, ihre eigene Agenda in die Tat umzusetzen beziehungsweise die politische Richtung von Poroschenko zu beeinflussen. Aber plötzlich sind es  "Banditen, Terroristen und Interventionisten die den gesamten Friedensprozess in grosse Gefahr bringen" indem sie eine "Farce Abstimmung" abhielten (Poroschenko meinte damit die Föderalisten in der Ostukraine, nicht jene "Ultranationalisten" vor denen er noch vor drei Wochen gewarnt hatte). Aber für solche Spitzfindigkeiten haben die Regierungen in Berlin oder Washington nichts übrig. Stattdessen wird weiterhin behauptet, Russland verstosse gegen das Minsker-Abkommen und man deshalb weitere Sanktionen vorbereiten wird, so als ob Russland eine Partei bei den Wahlen in der Donbass Region darstellte.

Obwohl es in dem Ukraine Konflikt nichts neues ist, kehrt der Westen mit dem Marionettenregime in Kiev wieder zurück zur psychologischen Kriegsführung indem permanent etwas behauptet wird, was einfach nicht den Tatsachen entspricht. So wird nicht erwähnt dass es die Ukraine war die das Minsker-Abkommen "brutal" verletzt hat, indem es ohne Vorankündigung oder Absprache die bereits unterschriebene Demarkationsvereinbarung zwischen der ukrainischen Armee und den Föderalisten für ungültig erklärte, obwohl diese Demarkationsvereinbarung als integraler Bestandteil des Waffenstillstandsabkommens galt den man in Minsk getroffen hatte. Diese Demarkationslinie hätte eine Pufferzone von 30 Kilometern zwischen den beiden Streitkräften errichten sollen, wo kein schweres Kriegsgerät mehr stationiert sein durfte. Mit der Annullierung dieser Vereinbarung zeigte das Regime in Kiev, dass es nicht vor hat diesen Waffenstillstand weiter einzuhalten. Noch am selben Tag begann dann auch die ukrainische Armee mit der Bombardierung von Donetsk und den Dörfern in der Umgebung mit schwerer Artillerie und Mehrfachraketenwerfern.

Was uns unsere Medien natürlich auch nicht erzählt haben, war der Besuch von Petro Poroschenko am 23. Oktober in Odessa, also nur kurz vor den Parlamentswahlen, wo er einen Wahlkampfstopp einlegte und eine Rede zum Massaker vom 2. Mai 2014 hielt. Doch anstelle einer herzlichen Anteilnahme für die Todesopfer oder einer von den Menschen lange herbeigesehnten offiziellen Untersuchung und Verurteilung der Attentäter, sprach Poroschenko davon dass "Odessa einen sehr hohen Preis bezahlt hat", es aber notwendig war so dass die Menschen "sehen konnten was passiert wäre, wenn wir den Vorstoss der Separatisten nicht gestoppt hätten".
Das war nicht gerade das was die Menschen in Odessa hören wollten, was sich dann auch an der geringen Wahlbeteiligung von 39.52% äusserte. Noch viel weniger wollten sie hören, dass Poroschenko ihre Stadt Odessa als "Banderist" (in Anlehnung an Stepan Bandera, einem ukrainischen Nationalisten der sich mit Nazi-Deutschland verbündete um gegen die Sowjets und Polen zu kämpfen und heute als das Symbol des "Unabhängigkeitskampfes" des Putschistenregimes verehrt wird; d.h. Poroschenko wollte mit diesem Vergleich tatsächlich ein Kompliment machen) bezeichnete und voller Ernst hinzufügte, dass es "seiner Meinung nach kein besseres Kompliment für Odessa geben würde".
Der auf der Halbinsel Krim im "Exil" lebende stellvertretende Gemeinderat von Odessa, Alexei Albu, beurteilte den Auftritt Poroschenko`s und die geringe Wahlbeteiligung folgendermassen:
"Das war die Antwort von Odessa für Poroschenko weil er sie (die Stadt Odessa) als "Stadt von Bandera" bezeichnet hat. Die Menschen von Odessa spuckten ihm ins Gesicht und wischten sich ihre Füsse an ihm ab. Wegen dem (ganzen) bin ich immens aufgeregt!"
 Am 13. Oktober habe ich geschrieben dass die Leiterin der Europaabteilung im US-Aussenministerium, Victoria Nuland, Anfang Oktober einen Besuch in Kiev abstattete. Zur Erinnerung: das ist dieselbe Victoria Nuland die noch vor dem Putsch gegen Präsident Viktor Janukovitsch die Fäden zog und Jatsenjuk als "unseren Mann" vorstellte.
In diesem Artikel habe ich festgehalten, dass es in diesem Jahr nach jedem Besuch eines amerikanischen Top-Offiziellen zu folgenschweren Ereignissen kam. Und da der Status Quo nach dem Waffenstillstandsabkommen von Minsk nicht den Plänen Washington`s entsprach - auch wenn offiziell immer das Gegenteil behauptet wurde - war der Besuch von Nuland mit Sicherheit kein normaler Besuch unter Freunden. Und tatsächlich, nur zwei Tage nach dem Treffen mit Victoria Nuland zeigte sich Petro Poroschenko in Uniform vor dem Staatsfernsehen und gab an, dass die ukrainische "Wirtschaft für militärische Zwecke umgelegt wurde" und dass der "Waffenstillstand effektiv dafür benutzt werden muss, um die Verteidigungslinien zu verbessern und die Kampfbereitschaft der Armee zu erhöhen."

Nur ein paar Tage nach Nuland`s Besuch in Kiev, wurde eine Kommission ins Leben gerufen die faktisch die Schlüssel der ukrainischen Streitkräfte in die Hände der Vereinigten Staaten von Amerika legte. Die Ukraine-U.S. Joint Commission wurde ins Leben gerufen, um einen "konstruktiven Dialog für einen erreichbaren, nachhaltigen Einsatzplan für eine grundlegende Reform zu schaffen, die Fähigkeit (der ukrainischen Armee) auszubauen, die Kapazität (der ukrainischen Armee) zu erhöhen und die Entwicklung von transformierten ukrainischen Streitkräften."
Zwar sitzen in der "Joint Commission" der Direktor des ukrainischen Generalstabs und der Direktor der Abteilung für Politik, Strategie, Partnerschaft und Fähigkeit der EUCOM (United States European Command), doch das wirkliche Sagen hat bloss der Ausschuss. Und in dem Ausschuss sitzt nicht ein einziger Ukrainer, sondern ausschliesslich Amerikaner aus den Bereichen des US-Verteidigungsministeriums, US-Generalstabs, US-Europakommando und dessen "Servicekomponenten", sowie der kalifornischen Nationalgarde.

Damit wurde nur das offiziell gemacht, was zuvor noch im Geheimen über die CIA-Station in Kiev koordiniert wurde: nämlich der Krieg gegen Russland! Jeder Einsatz der ukrainischen Streitkräfte wird von diesem Ausschuss der Ukraine-U.S. Joint Commission bewertet, überwacht, koordiniert und logistisch unterstützt. Nur so kann die "kurzfristige, mittelfristige und langfristige Transformation" der Streitkräfte und die "Prioritäten der Ukraine und der Vereinigten Staaten" gewährleistet werden. In diesem Dokument heisst es, dass die USA "militärische Sicherheitsunterstützung" im Gegenwert von 100 Millionen US-Dollar geleistet hat oder noch leisten wird, um eben diese Ziele zu erreichen. Diese "militärische Sicherheitsunterstützung" besteht natürlich aus Waffen und schwerem Kriegsgerät die die Ukraine in den letzten Wochen aus NATO-Beständen erhalten hat. Polen spielt in dieser Struktur eine wesentliche Rolle da ein Grossteil dieser Waffen über polnisches Territorium in die Ukraine gebracht wird, und auch viele polnische Söldner aktiv im Krieg gegen die russischsprachigen Föderalisten der Ostukraine kämpfen. Ausserdem setzt sich Warschau dafür ein, dass Polen zusammen mit Litauen eine tripartite Kampfbrigade aufstellt, bestehend aus polnischen-litauischen-ukrainischen Soldaten. Natürlich sind auch Söldner aus verschiedenen Ländern wie den USA, Schweden oder Grossbritannien in den Kämpfen involviert.

Angesichts dieser oben beschriebenen politischen und militärischen Entwicklung in der Ukraine bleibt Poroschenko fast schon keine andere Wahl als den Krieg statt den Frieden zu suchen. Dazu passt es, dass das Putschistenregime in Kiev immer martialischere Töne spuckt und der Oberbefehlshaber der NATO, General Philip Breedlove, um mehr Truppen und Waffen wegen "zunehmenden Druck" bittet. Und als ob das nicht schon genug wäre, kündigte Poroschenko an das Gesetz zum Sonderstatus der Donbass Region, welches erst am 17. Oktober ratifiziert wurde, bereits wieder kippen zu wollen. So schnell wird der "Frieden" um der Macht willen aufgegeben.

Es gab aber auch bemerkenswerte Vorfälle die zeigen, dass es in den ukrainischen Streitkräften durchaus Stimmen gibt, die dem Krieg gegen ihre Landsfrauen und Landsmänner äusserst kritisch gegenüberstehen wie die folgenden zwei Videos gezeigt haben. Was noch viel wichtiger ist; diese ukrainischen Kommandeure die ein Gespräch via einem ukrainischen TV-Sender mit Alexei Mozgovoi geführt haben, einem der führenden Kommandeure der Föderalisten, beschwerten sich während des Gesprächs über die von aussen kontrollierte politische Führung und dass dieser Krieg sofort gestoppt werden müsste. Als Mozgovoi über die von der "CIA geführten Nazi-Bande in Kiev" sprach, bestätigten die Ukrainer sogar dass die CIA eine grosse Rolle in diesem Krieg spielt.



Es gibt sie also, die kritischen Stimmen die dem Krieg nicht so enthusiastisch entgegenblicken und nach Wegen suchen um einen Dialog zu beginnen. Aber davon will das Putschistenregime nichts wissen, sondern bereitet sich auf eine aus ihrer Sicht entscheidende Schlacht gegen die Föderalisten der Ostukraine vor.

Nicht weil Poroschenko das möchte, er ist in der Tat nichts weiter als das freundliche Gesicht der das Märchen vom "Schokomilliardär" international verkaufen soll, viel wichtiger in dieser Phase (oder besser gesagt von Anfang an) ist der Mann den Victoria Nuland als "unseren Mann" bezeichnete: Arseniy Jatsenjuk. Im Schatten seiner Partei versammelten sich jene Kräfte die von Anfang an die gerechtfertigen Maidan-Proteste für ihre Zwecke missbraucht und daraus einen Bürgerkrieg entfacht haben, mit dem ultimativen Ziel eine "reine Ukraine" zu schaffen. Das sich daraus eine Konfrontation zwischen Washington und Moskau entwickelt hat kam ihnen nur gelegen.
Das Massaker vom 02. Mai in Odessa, der Beschuss von Donetsk mit Clusterbomben Ende Oktober trotz des Waffenstillstandes (der keinerlei Reaktionen von der USA, der EU oder UNO hervorgerufen hat) oder die Tatsache dass die Nazis des Pravy Sektor in die Nationalgarde integriert wurden, zeigt dass es den radikalen Elementen des Putschistenregimes ziemlich egal ist was das eigene Volk gerne möchte. Im Gegenteil, gerade der Pravy Sektor wird wie in Odessa dafür sorgen, dass sich die Menschen auf beiden Seiten des Dnjepr durch grausame Akte immer weiter radikalisieren und somit ein Dialog wie ihn sich die ukrainischen Kommandeure gerne wünschen verunmöglicht wird.

Dmitry Yarosh, der Anführer des Pravy Sektor, war ebenfalls in Sachen Wahlkampf im Lande unterwegs, allerdings ganz anders als - oder vielleicht gerade so wie man sich das vorstellt. Bei einem Auftritt in Uzhgorod erklärte er den Menschen, dass die Krim Halbinsel bald wieder zur Ukraine gehören wird, weil "Putin nicht die Krim-Tataren berücksichtigt hat die eine treibende Kraft der Revolution werden könnten". Bereits am 3. März berichtete ich über die Absicht von Kiev, die Krim-Tataren für ihre "dreckige Arbeit" zu benutzen, welche sich durch die rasend schnelle Entwicklung aber nicht matrialisieren konnte. Aber sie haben mit Sicherheit diese Zeit genutzt um sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, was ja Yarosh selbst zugegeben hat. Auch auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole, man darf nicht vergessen dass der Pravy Sektor den Putsch auf der Strasse durchführte, also zum Instrument von Jatsenjuk und der Amerikaner wurde. Und daran wird sich bis heute nichts geändert haben, da das Ziel noch nicht erreicht wurde.

An dieser Stelle darf dann durchaus die Frage erlaubt sein wie die Föderalisten der Ostukraine sich gegen diese Übermacht (exklusive Lufthoheit, Artillerie, Panzer, ballistische Raketen) stellen wollen. Nebst der Inbetriebnahme von alten UdSSR-Beständen die noch Tonnenweise in der Region lagerten und den massenweise hinterlassenen Kisten voller Munition und teilweise sogar schwerem Kriegsgerät die die ukrainischen Streitkräfte auf der Flucht liegen lassen haben, öffnete Putin im kritischsten Moment die Waffenhähne als die Föderalisten kurz vor der Niederlage standen. Genauso wie ausländische Söldner auf Seiten der ukrainischen Armee kämpfen, übernahmen beurlaubte russische Offiziere die Aufgabe der Befehls- und Kommandostruktur um die an Manpower deutlich unterlegenen Föderalisten besser aufzustellen. Natürlich half Russland auch aktiv mit, aber nicht in dieser Form wie sie bei uns porträtiert wurde sondern durch gezielte Nachrichtendienstlichen Informationen über die Truppenbewegungen der ukrainischen Angreifer. Dieser als voentorg bekannte Vorgang rettete die gesamte Region vor dem Fall und der mit an Sicherheit grenzenden Gräueltaten durch die Hand der Nazis. Doch entgegen der hier bei uns verbreiteten Meinung galt dieser voentorg NICHT der Absicht von Vladimir Putin zur Invasion der Ukraine oder sonst irgendeinem anderen Land. Im Gegenteil, mit dem voentorg sorgte er genau dafür dass er nicht in die Falle tappt und mit eigenen Truppen zum Schutz der Bevölkerung einmarschiert. Der grösste Fehler von Putin aber war, dass er zu Beginn der Krise genau dieses Versprechen abgegeben hatte in der Annahme, dass es dazu aber nie einen Bedarf geben würde. Als das Putschistenregime in Kiev dann im April tatsächlich den Bürgerkrieg entfachte, war klar dass sich Putin über die Absichten Washington`s geirrt hatte. Die Menschen in der Donbass Region warfen ihm dann auch vor ein Verräter zu sein nachdem er sein Versprechen nicht einhalten konnte, wohlwissend dass er durch diesen Schritt genau das tun würde was man in Washington und Brüssel von ihm erwartete.

Und wieder war es aber Putin der wie schon in Syrien letztes Jahr ein Debakel verhinderte, als er dann im Moment des Triumphs der Föderalisten über die ukrainischen Streitkräfte Ende August den voentorg schloss, um der ukrainischen Regierung die Chance zu lassen das Gesicht zu wahren und eine politische Lösung zu finden. Und wieder warfen ihm die Menschen in der Ostukraine Verrat vor, da er mit dieser Taktik eine völlige Niederlage des Putschistenregimes verhindert hatte. 

Doch seit klar ist dass Kiev nicht an einer politischen Lösung interessiert ist und stattdessen mit aktiver Unterstützung der NATO die Kämpfe wieder aufgenommen hat, wurde der voentorg Kanal in den letzten Tagen wieder voll geöffnet. Die Hoffnung ist nach wie vor da, dass allein durch diese Tatsache der erneuten voentorg Lieferungen das Putschistenregime von einer Offensive ablässt. Aber wenn die Vergangenheit irgendeinen Indikator liefern soll, dann wird die Hoffnung leider nur Hoffnung bleiben.




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