Montag, 28. Oktober 2013

Saudi Arabien vs. Iran

Was sich zur Zeit im Mittleren Osten abspielt ist eine beispiellose Neustrukturierung der geopolitischen Landkarte. Die wichtigsten Akteure sind ganz klar Saudi Arabien, Iran, Israel und natürlich die "Schutzmacht" USA sowie zum geringen Teil auch Russland, obwohl dem Riesenland es zu verdanken ist dass es (noch) nicht zu einer Ausweitung des Krieges in Syrien gekommen ist. Syrien spielt ebenfalls eine Rolle, aber leider nur als Schachbrett mit einigen Bauern, Springern und vereinzelten Türmen im Spiel.
Das bedeutet aber in keinster Weise dass Syrien nicht wichtig wäre, AUF GAR KEINEN FALL!! Wie ich mit dem Bericht "Warum Syrien?" vom 15.10.2012 dargelegt hatte und auch erst im Sommer von Prinz Bandar bin Sultan, dem Chef des saudischen Geheimdienstes, bei seinem Besuch in Moskau bei Präsident Vladimir Putin entsprechend bestätigt wurde, ging es in dem Krieg in Syrien niemals um eine demokratische Revolution gegen die Herrschaft von Bashir al-Assad, sondern um die Vorherrschaft über die Öl- und Gaspipelines die durch Syrien verlaufen sollen. Mit dem Auftauchen von wahhabitischen Extremisten und Terroristen wie Al Qaeda, Jabhat al-Nusra & Co. bekam der Krieg in Syrien noch eine finsterere Dimension hinzugefügt, nämlich des religiösen inner-islamischen Kampfes zwischen Sunniten und Schiiten.
Diese Spaltung der islamischen Umma, also der islamischen Gemeinschaft, wird hauptsächlich von Saudi Arabien betrieben und finanziert, wobei auf der Gegenseite natürlich der Iran als einzige schiitische Macht dasteht.

In Syrien wird die Entscheidung fallen wie der neue Mittlere Osten aussehen wird. Und genau deshalb ist Syrien so wichtig und unterscheidet es von allen anderen "Krisenländern" der Region, inklusive Ägypten. 

Nur um es nochmal zu verdeutlichen: noch vor etwas mehr als 100 Jahren sah die gesamte Region ganz anders aus als wir es heute kennen. Und was dabei noch viel wichtiger ist: die Menschen in den verschiedenen Regionen hatten keinerlei Mitspracherecht und mussten sich der Willkür der Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg fügen.
Die Syrer und Iraker waren diejenigen die zu jenem Zeitpunkt den grössten Nationalismus entwickelt hatten und für ihre Unabhängigkeit gekämpft haben. Etwas verspätet dann auch die Palästinenser, die aber vollkommen unter die Räder der kolonialen Aufteilung der Region kamen und noch heute unter dieser Ungerechtigkeit zu leiden haben.



 Osmanisches Reich im Jahr 1900. Noch vor 113 Jahren gab es also kein einziges Land in der Region, (Iran als einzige Ausnahme) welches wir heute kennen. Man kann auch ganz klar erkennen, dass da wo das heutige Saudi Arabien ist, das Gebiet des arabischen Stammes der Al-Shammar war die vom Hause Al-Saud gnadenlos verfolgt und unterworfen wurde.




 






 So kennen wir die Region, die heute als Mittlerer Osten bekannt ist. Diese Unterteilung (nebst den Eroberungen der Al-Sauds) fand nach dem Ersten Weltkrieg statt und nahm keinerlei Rücksicht auf die bestehenden Strukturen der Bevölkerungszusammensetzung.







 Saudi Arabien`s Einfluss (die Entstehungsgeschichte zu Saudi Arabien finden Sie hier und hier) beschränkte sich zunächst auf die Arabische Halbinsel. In allen anderen arabischen Ländern wurden die Saudis mit grösstem Argwohn betrachtet und ihre Religion, der Wahhabismus, als Häresie betrachtet. Der Irak und Syrien entwickelten sich trotz allen Beschwerlichkeiten zu säkularen Gemeinschaften, und bildeten zusammen mit Israel und Jordanien eine robuste Barriere zur Ideologie des Wahhabismus. Gleichzeitig bildeten sie ebenfalls eine Barriere zur Ausdehnung des iranisch-schiitischen Einflussbereiches zu den schiitischen Minderheiten in Syrien und Libanon (wobei sich die Schiiten im Libanon zwischenzeitlich zur Mehrheit entwickelt haben) sowie der schiitischen Mehrheit im Irak.

Das alles sollte sich mit dem Jahr 1979 ändern. Zuerst fegte die iranische Revolution den Shah weg und im November erschütterte Saudi Arabien die Besetzung der Grossen Moschee von Mekka das Land bis auf die Grundmauern. Fortan sollte die Expansion des Wahhabismus zum zentralen Exportgut nebst Erdöl für Saudi Arabien werden. Die Kriege in Afghanistan (1979 - 1989) und Irak gegen Iran (1980 - 1988), Golfkrieg (1991), Talibanregime in Afghanistan (1994 - 2001), Tschetschenienkriege (1994 - 1996, 1999 - 2009), Bosnien (1992 - 1995), Irak (2003 - 2012) wurden von den Saudis genutzt, um mit Geld und dem Bau von Religionsschulen die den Wahhabismus lehrten, diese Expansion voranzutreiben. Doch nicht nur Krisen dienten der Expansion. Mit sogenannten "Islamischen Zentren" in Europa die oftmal den Namen eines saudischen Königs tragen, wurde der "Zugang" zu den Muslimen in Europa gelegt die vielfach über keine oder nur ungenügende Möglichkeiten zur Ausübung ihrer Religionszugehörigkeit hatten.

Dadurch das der Iran für den von den USA dominierten Westen seit der Islamischen Revolution nahezu von der Bildfläche verschwunden ist, etablierte sich in der westlichen Wahrnehmung Saudi Arabien zum Zentrum der Islamischen Welt. Solange das Erdöl billig zu haben war und Milliarden von US-Dollar in die Rüstungs- und Bauindustrie flossen, interessierte es so gut wie niemanden was in Saudi Arabien tatsächlich passiert. Dieses Desinteresse nutzten die Saudis äusserst geschickt aus und machten sich als Financier für heikle US-Auslandsabenteuer praktisch unentbehrlich.
Nicht einmal die Terroranschläge von 2001 in den USA konnten diese "Geschäftsbeziehung" erschüttern, obwohl es erste Risse zu verzeichnen gab.
Das Saudi Arabien tatsächlich eine Sonderrolle in den Vereinigten Staaten übernahm, nebst Israel selbstverständlich, zeigte sich in den vielen Grabenkämpfen zwischen dem Weissen Haus und dem von der pro-Israel Lobby dominierten Kongress. Immer wenn die Saudis Waffensysteme kaufen wollten die theoretisch eine Gefahr für Israel darstellen könnten (AWACS, F-15, Raketen), sah sich der mächtige Mann im Weissen Haus (insbesondere Jimmy Carter, Ronald Reagan und Bill Clinton) dazu genötigt, mit einer Zuckerbrot und Peitsche Taktik die eigenen Senatoren dazu zu bringen die Verkäufe zu billigen. Berichten Zufolge soll Jimmy Carter im Mai 1978 wütend ausgerufen haben: wer genau betreibt die US-Aussenpolitik? Der Ministerpräsident von Israel und die israelische Lobby oder der Präsident Vereinigten Staaten?
Und immer wenn Saudi Arabien tatsächlich moderne Waffensysteme von den USA erhielt, sah sich Washington gezwungen Israel mit den gleichen Systemen (oder noch besseren) auszustatten. Obwohl heute Israel die Saudis nicht mehr wirklich als Feind wahrnimmt, spielt das Land nach wie vor diese Taktik aus. Zuletzt konnte man das wieder im April 2013 beobachten, als Washington den Verkauf von High-Tech Systemen an Israel, Saudi Arabien und die Vereinigten Arabische Emirate ankündigte um der angeblichen "Bedrohung durch den Iran" entgegenzuwirken.
Dass es aber in der Vergangenheit immer wieder zu illegalen Weiterverkäufen von US-Waffen durch Israel und Saudi Arabien kam, manchmal mit stiller Billigung des Weissen Hauses und manchmal auch ohne deren Wissen, scheint die Herren Senatoren nicht weiter zu beunruhigen obwohl die US-Gesetze in dieser Hinsicht ganz klar definiert sind: Keine US-Waffen für Aggressionskriege und kein Weiterverkauf an Länder die auf der Schwarzen Liste des Pentagons stehen! Insbesondere Israel dürfte gemäss den US-Gesetzen keine einzige Patrone aus den USA erhalten, da Israel seit 1982 mit der Invasion im Libanon immer wieder diese Gesetze gebrochen hat.

Noch bis vor Kurzem lief eigentlich alles nach Plan für Riad und Tel Aviv, obwohl die beiden Länder nur ein gemeinsamer Nenner verband: Iran.
Beide Länder betrachten den Iran als grössten Feind, aber aus unterschiedlichen Gründen. Israel versucht seit 1992 ununterbrochen der Welt weiszumachen, dass der Iran "nur noch drei Jahre" von der Bombe weg ist und deshalb eine Bedrohung für die Welt darstellt. Diese Zeitangabe wurde nun ganz aktuell dramatisch reduziert, jetzt soll Iran bereits IN EINEM MONAT die Bombe bauen können, warnte der Stellvertretende israelische Verteidigungsminister Danny Danon die Amerikaner.
Israel versucht mit allen Mitteln die Annäherung zwischen den USA und dem Iran zu sabotieren, genau so wie es Saudi Arabien tut. Der einzige Unterschied ist, dass Saudi Arabien nicht über diese politische Einflussnahme im Kongress verfügt wie das der Fall bei Israel ist.

Und dennoch zeigte Saudi Arabien ganz deutlich dass der eingeschlagene Weg der Obama-Administration nichts im Geringsten mit den eigenen Plänen Riad`s zu tun hat; mit einer Annäherung an Teheran wird "der Schlange nicht der Kopf abgeschlagen", wie es vom saudischen König Abdullah gefordert wurde.
In einem noch nie dagewesenen Affront gegen die USA und die UNO schlug Riad einen Sitz als "Nichtständiges Mitglied" im UN-Sicherheitsrat aus, obwohl man sich über ein Jahr lang intensiv darum bemüht hat und bei der Verkündung des Wahlgremiums die Party bereits organisiert wurde. Was ist da genau passiert? Niemand kann das wirklich beurteilen. Die offizielle Erklärung der Saudis, dass man die "Doppelmoral und die Unfähigkeit der UN, den Palästinakonflikt lösen zu können" nicht akzeptieren könne und man deshalb "nicht in der Lage sei, die Mitgliedschaft wahrzunehmen" solange die UNO nicht reformiert werde, ist bestenfalls scheinheilig. Natürlich stimmt das was Riad da als Erklärung anbringt, aber das hatte Saudi Arabien nicht daran gehindert sich um diesen Sitz zu bewerben und am Morgen noch den Champagner kalt zu stellen. Riad wird mit Sicherheit nicht in den paar Stunden zwischen Verkündigung des Wahlresultates des UN-Gremiums und der eigenen Entscheidung am Nachmittag eine neue Moral an sich entdeckt haben. Dass die Frankfurter Allgemeine aber nur schreibt "die Saudis haben Recht" zeigt einmal mehr, dass die Medien nicht gewillt sind tiefer im heissen Sand von Saudi Arabien zu graben. Immerhin bezeichnet man ja Saudi Arabien als "Stabilitätsfaktor in der Region"...

Dieser plötzliche Sinneswandel hat viel mehr damit zu tun was der saudische Geheimdienstchef, Prinz Bandar bin Sultan oder auch als Bandar Bush bekannt, verschiedenen europäischen Diplomaten gesagt haben soll. Bandar beklagte sich über die amerikanische Unfähigkeit entschieden in Syrien einzugreifen und Präsident Assad zu stürzen, aber auch der immer wichtiger werdende Punkt in der arabischen Welt (angesichts des "Arabischen Frühlings" und der immer stärker werdenden Stimme der jeweiligen arabischen Völker) des ungelösten Palästina-Konflikts. Und das alles entscheidende: der Versuch einer US-Iranischen Annäherung!
Nichts schlägt den Saudis so sehr auf den Magen wie die Aussicht einer Normalisation in der Beziehung zwischen Teheran und Washington. Und das ausgerechnet Bandar bin Sultan, der Liebling des politischen Establishments in Washington D.C während seiner Zeit als Botschafter, nun mit einer "Limitierung der Interaktion mit den USA" droht, kann niemanden wirklich überraschen der seine Biographie. Bandar gilt als absoluter anti-Iran Falke und hat alles in seiner Macht stehende unternommen, um den Iranern in egal welcher Situation eine auszuwischen. Er ist es auch, der die Fäden im saudischen Terrorkrieg in Syrien gegen Präsident Assad zieht und somit natürlich indirekt an vorderster Front im Kampf gegen Iran steht.
Nicht nur der aktuelle Geheimdienstchef von Saudi Arabien schoss in Richtung Washington, auch sein Vorgänger Prinz Turki al-Faisal, immerhin Sohn des verstorbenen Königs Faisal und somit ein Schwergewicht im Hause Al-Saud, übte massive Kritik an Präsident Barack Obama.
Chris Van Hollen, ein Demokrat im US-Repräsentantenhaus, sagte dazu: "Wir kennen ihr Spiel."
Dicke Freundschaft sieht anders aus und das wissen auch die Saudis.

Prinz Turki al-Faisal ging sogar soweit und lieferte eine Rede am 16.10.13 vor der jährlichen Führungskonferenz der iranischen Lobbyorganisation National Iranian American Council (NIAC), in der im Grunde die persische vor-islamische Zeit extrem lobte, und alles was nach der Islamischen Revolution von 1979 geschah im negativen Licht darstellte. Sogar das Pahlavi-Regime bezeichnete Prinz Turki als "elegant, aber gefallen", was den tatsächlichen Gründen der Revolution absoluten Hohn spricht. Auch das Thema des iranischen Atomprogrammes wurde natürlich erwähnt. Es ist aber absolut sonderbar und gleichzeitig äusserst interessant wie er es getan hat. Hier die entsprechende Passage: "Die Gründung einer Zone ohne Massenvernichtungswaffen im Mittleren Osten wird gemeinsame Spielregeln für alle Nationen der Region sicherstellen. Iran`s Führer sagen sie unterstützen so eine Zone. Es sollte nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleiben."
Was ist aber mit Israel`s Atomwaffenarsenal und allen anderen möglichen Massenvernichtungswaffen? Israel ist das einzige Land in der Region das über solche Waffen verfügt. Wieso erwähnt Prinz Turki, dessen Land sich offiziell noch immer im Kriegszustand mit Israel befindet und Israel noch nicht einmal offiziell anerkannt hat, diese Tatsache dann nicht? Wieso verschweigt er genau zu diesem Anlass vor einem iranischen Publik, obwohl man dieses Publikum nicht unbedingt gerade als Befürworter der iranischen Regierung bezeichnen kann, die Tatsache dass die Möglichkeit einer Nuklearwaffenfreien Zone im Mittleren Osten einzig und allein an Israel`s Weigerung gescheitert ist, überhaupt an solch einer Konferenz teilzunehmen? Der Grund hierfür liegt an der geheimen, aber strategischen Annäherung zwischen Saudi Arabien und Israel, genau deshalb vermied es der Prinz an dieser Stelle Stimmung gegen Israel zu machen.
Nein, stattdessen liess er sich darüber aus, wie der Iran mit "bombastischen Annahmen der religiösen Führung die muslimische Welt spaltet, die Nachbarn mit falschen Ansprüchen gegenüber Bahrain bedroht und die Einmischung im Irak welche zu täglichen Tötungen und dem Leid der irakischen Bevölkerung führt".
Es ist schon bemerkenswert wie ein Vertreter eines Herrscherhauses, dessen Königreich sie als persönliches Eigentum betrachten und eine extrem militante Form des Islams pflegen und weltweit exportieren, und nicht einmal davor zurückschrecken die eigenen Frauen als "Bedrohung für Nationale Sicherheit" zu bezeichnen nur weil sie Autofahren möchten und mit "harter Unterdrückung der Proteste" drohten, sich vor ein ausländisches Publikum hinzustellen und solch eine Rede zu halten.

Wie bereits weiter oben angemerkt, verlief für Saudi Arabien und Israel bisher alles nach Plan. Sämtliche "Feinde" von Israel wurden im Lauf der Jahre von den USA oder von Israel selbst beseitigt oder so geschwächt, dass sie keinerlei Gefahr mehr darstellten. Schauen Sie sich nur noch einmal die Karte von weiter oben an, kein einziger von den "traditionellen Feinden" Israels kann auch nur im Entferntesten etwas gegen sie ausrichten. Irak; zerbombt und befindet sich am Rande eines Bürgerkrieges. Ägypten; seit dem Friedensvertrag von Camp David 1979 herrschte ein stabiler kalter Frieden der von den USA gekauft wurde. Ausserdem wurde das Land durch die Revolution von 2011 und des blutigen Sturzes von Präsident Mursi in diesem Jahr so dermassen geschwächt, dass solange das Land am Rockzipfel von Saudi Arabien hängt keine Gefahr darstellt. Jordanien; war noch nie und ist auch keine Bedrohung. Syrien; die Syrer waren für die Israelis schon immer die stärkste Nuss die es zu knacken galt. Obwohl das israelische Militär der syrischen weiter überlegen ist, besass und besitzt Syrien nach wie vor Möglichkeiten zumindest unangenehme Nadelstiche zu versetzen. Das Chemiewaffenarsenal das Syrien seit den 1980er aufgebaut hatte, diente als reine Gegenabschreckung zu den israelischen Atomwaffen, aber auch diese Abschreckung wird ja nun vernichtet. Ironischerweise müsste ausgerechnet Saudi Arabien die grösste Gefahr für Israel in der Region darstellen, da das Land über entsprechend moderne Waffensysteme verfügt die problemlos Israel erreichen können und erheblichen Schaden verursachen könnten. Libanon: erst mit der Entstehung der Hezballah wuchs an der nördlichen Grenze zu Israel ein Gegner heran, der allein das Resultat von israelischer Aggression im Libanon ist und auch tatsächlich dazu in der Lage war, die erste Niederlage für die IDF (Israel Defence Force) seit der Gründung 1948 im Sommer 2006 zuzufügen.

Man merkt worauf ich hinaus möchte. Es gibt kein einziges Land mehr im Mittleren Osten, mit Ausnahme der Hezballah im Libanon und des nun in Schutt und Asche liegenden Syrien, das ausser dem Iran der Hegemonie Israels in der Region im Weg steht. Wie auch schon weiter oben erwähnt, ergänzte Saudi Arabien den Krieg in Syrien um eine religiöse Dimension, so dass eine politische Lösung äusserst schwierig geworden ist da die wahhabitischen Extremisten nicht an irgendeiner demokratischen Lösung interessiert sind, sondern sie für die Zerschlagung der schiitischen Achse kämpfen. Würde ihnen das gelingen, würde sich der Einflussbereich der Wahhabiten vom Mittelmeer bis nach Zentralasien und dem indischen Subkontinent erstrecken (Ägypten - Jordanien - Libanon - Syrien - teilweise Irak - Kuwait - Bahrain - Vereinigte Arabische Emirate - Afghanistan - Pakistan - Tschetschenien - Dagestan und teilweise auch in Indien, Philippinen, Indonesien, Thailand). Es kann daher keine Überraschung sein dass sich Saudi Arabien so sehr dafür eingesetzt hat damit die USA endlich in Syrien zuschlagen um dieses Ziel zu erreichen.
Das Problem dabei ist aber, dass diese Absicht so sehr in das öffentliche Bewusstsein von den eher traditionellen Befürworten des saudischen Herrscherhauses geraten ist, dass die saudische Strategie in Syrien absolut nichts mit den Belangen des syrischen Volkes zu tun hat, im Gegenteil, dass die saudische Strategie absolut GEGEN die Belange des syrischen Volkes zielt und das extreme Leid der Menschen nur unnötig in die Länge zieht. Die Wahrnehmung in den arabischen Ländern von Saudi Arabien hat sich teilweise massiv verschlechtert. In einer Pew-Umfrage sahen die Menschen im Libanon im Jahr 2007 zu 82% Saudi Arabien im positiven Licht, im Jahr 2013 waren es nur noch 51%! Diese massive Erodierung des saudischen Images ist hauptsächlich auf die Rolle in Syrien zurückzuführen, man merkt auch in dieser Pew-Umfrage dass es nahezu ausschliesslich jene Länder betrifft, die mit den Auswirkungen des Syrien-Krieges zu kämpfen haben (Flüchtlinge etc.).

Da sich Präsident Obama nun geweigert hat in Syrien einzugreifen, stellt die Saudis vor enorme Probleme weil sie sich schlicht darauf verlassen haben, dass Washington tatsächlich ihren Krieg führen wird. Die amerikanische Strategie scheint sich nun aber geändert zu haben nachdem der Sturz von Assad doch nicht so schnell verlaufen ist wie man sich das vielleicht erhofft hatte. Die Obama-Administration scheint nun doch endlich der politischen Lösung eine Chance geben zu wollen um dem Blutvergiessen ein Ende zu bereiten, und da zeigt sich dass die "Waffenbrüder" von einst sich plötzlich auf gegenüberliegenden Seiten wiederfinden. Plötzlich sind die Ziele von Washington und Riad nicht mehr kongruent. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre für die Saudis, jetzt bandelt Washington noch ausgerechnet mit dem Erzfeind Iran an. Das Problem aus der Sicht von Saudi Arabien dabei ist, dass sie die USA nicht mehr mit der Ölwaffe erpressen können wie noch 1973. Die USA sind durch moderne Fördermethoden plötzlich nicht mehr vom saudischen Öl angewiesen und werden auch bald Saudi Arabien als grössten Exporteur überholt haben.  
Wenn nun auch noch tatsächlich eine Einigung oder gar eine Annäherung zum Iran zustande kommt, wird auch das iranische Öl und Gas die Weltwirtschaft wieder beliefern können was zu sinkenden Preisen aufgrund des Überangebotes von Öl und Gas führen wird.

Will Washington also tatsächlich eine politische Lösung in Syrien erzielen, ob mit oder ohne Präsident Assad, wird es auf den Einfluss des Irans in Syrien zurückgreifen müssen um dieses Ziel zu erreichen. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Lakhdar Brahimi, sagte erneut dass es nur "natürlich, notwendig und fruchtvoll ist, dass Iran an der Genfer Konferenz teilnimmt". Diese Konferenz hätte allerdings schon längst stattfinden sollen (siehe Bericht).

Es ist jedoch nicht nur Saudi Arabien dass diese Annäherung zwischen Washington und Teheran sabotieren versucht, auch Israel und deren Unterstützer in den USA werden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Kosten für die USA so zu erhöhen dass es überhaupt nicht so weit kommt. Der amerikanisch-jüdische Casino Mogul Sheldon Adelson sagte erst vor kurzem an einer Veranstaltung der Yeshiva University (Jüdische Universität) in New York, dass die "einzige angemessene Verhandlungstaktik es sein sollte, eine Ballistische Rakete mit einem atomaren Sprengkopf nach Teheran abzufeuern und die ganze Stadt auszulöschen".
Wo bleibt da der internationale Aufschrei? Da haben wir einen Milliardenschweren Casinomogul der mit seinen Millionenschweren Spenden über enormen Einfluss in der US-Politik verfügt und empfiehlt, Teheran mit einer Atombombe auszulöschen und diese abscheuliche Aussage schafft es nicht einmal in unsere Nachrichten! Es ist aber ein klares Zeichen dass die Angst tatsächlich gross ist bei den Unterstützen Israels in den USA, bei den Israelis und natürlich bei den Saudis selbst dass es etwas geschieht was schon längst überfallig ist: nämlich eine Normalisation zwischen den USA und dem Iran!








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