Warum ich so viel über Israel in letzter Zeit schreibe haben mich einige gefragt. Es würde den Anschein machen, als ob ich ziemlich anti-Israel eingestellt wäre und relativ wenig über den Iran oder Syrien schreibe.
Ich finde diese Beobachtungen wirklich interessant. Als es einige Berichte über den Iran innerhalb eines kurzen Zeitraums gab, wurde mir die gleiche Frage in Bezug auf den Iran gestellt.
Was noch interessanter ist, es sind nicht Leser dieses Blogs die mir diese Frage gestellt haben, sondern Freunde und Bekannte die meinen Blog lesen. Deshalb habe ich ihnen auch keine direkte Antwort gegeben, sondern ihnen versprochen dass ich die Antwort hier für alle sichtbar schreiben werde, so dass auch die Kritiker in Israel und in den USA etwas zu lesen haben.
Ich bin NICHT anti-Israel und deshalb per Definition pro-Palästinenser oder pro-Iran eingestellt. Ich bin NICHT antisemitisch veranlagt, obwohl mir das einige Zionisten nachsagen weil sie eine begründete Kritik an Israels Politik mit Antisemitismus gleichsetzen wollen und das auch gerne in den USA und der EU so durchsetzen möchten.
Der Grund weshalb Israel, der Zionismus und damit natürlich auch die Palästinenser eine prominente Stelle in diesem Blog einnehmen, ist meine Überzeugung, dass es in unserer Öffentlichkeit keine Debatte, keine kritische Hinterfragung der Geschehnisse im historischen Palästina gibt. Sehr wohl wird dieses Thema ausgiebig in Blogs und sozialen Netzwerken diskutiert und leidenschaftlich die jeweilige Position vertreten. Nehmen wir nur mal den aktuellen Gaza Krieg als Beispiel: während bei Twitter der Hashtag #GazaUnderAttack seit dem Ausbruch des Krieges über 4 Millionen Mal benutzt wurde, wurde der von Israels Unterstützer benutzte Hashtag #IsraelUnderAttack nur 47`000 Mal angewendet. Das ergab eine Analyse des Twitter-eigenen Statistiktools TOPSY.
Doch was bei Twitter & Co. leidenschaftlich debattiert wird und sich scheinbar Millionen von Menschen für dieses Thema interessieren, findet keinen Einzug in unsere Berichterstattung oder Politik. Der Krieg gegen die schutzlose Bevölkerung im Gaza Streifen tobt noch immer unvermindert weiter ohne dass es irgendwelche Massnahmen der internationalen Staatengemeinschaft gegeben hätte. Von Seiten der Vereinten Nationen kann man nicht viel erwarten wie dieser Bericht hier gezeigt hat. Samantha Power, die amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York, machte ebenfalls mehrmals klar dass sie gegen jegliche "Upgrades des palästinensischen Status`" ist und sich monatlich mit ihren israelischen Kollegen trifft um sich gemeinsam gegen die "Gefahren" die von "internationalen Organisationen und UN-Einrichtungen" ausgehen abzusprechen.
Genau aus diesem Grund kann der israelische Genozid an den Palästinenser bisher ungestraft weiter vollzogen werden, während sich unsere Politik indirekt daran beteiligt indem das "Recht auf Selbstverteidigung" Israels bestätigt und mit Waffenlieferungen zementiert wird. Das gleiche Recht auf Selbstverteidigung wird den Palästinensern aber abgesprochen, obwohl das internationale Recht in dieser Frage eindeutig ist.
Wir hören beispielsweise auch nichts davon wie sehr der offene Rassismus in Israel zelebriert wird. Es ist längst nichts aussergewöhnliches mehr wenn nationalistische Jugendliche durch die Strassen der Mittelmeermetropole Tel Aviv ziehen und rassistische Parolen wie "Tod den Arabern" skandieren, während sie gleichzeitig Jagd auf "Araber" und "Afrikaner" machen um sie zu erniedrigen, verprügeln und manchmal sogar zu töten. Wir hören auch nichts davon dass jüdische Überlebende des Holocausts das israelische Massaker an den Palästinensern im Gaza Streifen verurteilen und es ebenfalls als Genozid bezeichnen.
Wir sind der israelischen Hasbara, der israelischen Darstellung und Interpretation der Geschehnisse und Standpunktes fast vollkommen verpflichtet. Es scheint als ob niemand Interesse an der totalen Disproportionalität hat: auf der einen Seite ein Staat mit seinen ganzen Ressourcen, einer bis an die Zähne bewaffneten Armee mit allen möglichen High Tech Waffen, einem ganzen Arsenal an Nuklear-, Biologischen- und Chemischen Waffen; und auf der anderen Seite ein Volk das unter einer Besatzung lebt und ausser ungenauen Raketen nichts weiter entgegenzuwerfen hat als den unbedingten Willen zum Überleben. Und zwar an dem Ort wo sie schon seit Jahrhunderten und Jahrtausenden gelebt haben.
327 jüdische Holocaust-Überlebende haben einen Brief in der New York Times veröffentlicht, wo sie wie schon weiter oben erwähnt den israelischen Genozid an den Palästinensern verurteilen. Sie teilen uns mit, dass das was Israel immer wieder als Rechtfertigung für die Kriege in der Region benutzt, nämlich die Nazi-Verbrechen an den Juden und das daraus resultierende Versprechen von "Niemals wieder", nicht nur für Juden gedacht war sondern für die ganze Menschheit. "Niemals wieder MUSS FÜR ALLE Niemals wieder bedeuten", heisst es in ihrem Brief.
Wenn dann aber israelische Juden aus lauter Ärger wegen diesem Brief auf Facebook Antworten wie "Es ist eine Schande dass Hitler den Job nicht zu Ende gebracht hat" oder "Holocaust Überlebende die so denken sind eingeladen in den Gaskammern zu sterben" schreiben, zeigt wie sehr die israelische Gesellschaft vom Zionismus indoktriniert ist, der keinerlei Abweichungen von dessen Narrativ zulässt.
Doch wenn niemand über die ganzen Verbrechen Israels spricht und es nie irgendwelche Konsequenzen gibt, wenn unsere Regierungen alles tun um Israel vor der Eigenverantwortung ihrer Handlungen zu beschützen, dann haben wir nicht viel aus den Lehren des Zweiten Weltkriegs gelernt. Wenn ich also über Israel und die zionistischen Verbrechen schreibe, dann ist das ein kleiner Beitrag dazu wenigstens die Leserinnen und Leser dieses Blogs dahingehend zu informieren, was sich tatsächlich vor unseren Augen abspielt. Denn die 327 Überlebende der Nazi Verbrechen die diesen Brief unterzeichnet haben (und die vielen anderen die diesen Brief nicht unterzeichnet haben aber trotzdem der gleichen Meinung sind), haben ganz sicher Recht damit wenn sie sagen:
"NIEMALS WIEDER" BEDEUTET FÜR ALLE "NIEMALS WIEDER"!!!
Das Beispiel an Rania Khalek, einer US-Palästinensischen Journalistin, zeigt, wie gefährlich es werden kann wenn man versucht die Realität zu zeigen. Sie wurde offen von einem israelischen Captain der Armee auf Twitter bedroht, weil sie ihre Meinung zu einem für ihn offensichtlich nicht genehmen Thema geäussert hat. Capt. Roni Kaplan drohte ihr unverhohlen:
"Vielleicht sollte etwas gegen Journalisten unternommen werden, die den Holocaust benutzen um Israel`s Existenz zu delegitimieren, wie Du.. @Rania Khalek"
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