Donnerstag, 4. September 2014

Brief an Angela Merkel

Eine Gruppe von US-Geheimdienstveteranen die sich bereits 2003 zusammengetan hat, um die Öffentlichkeit vor den Lügen und der massiven medialen Propaganda zu warnen die es zum Ziel hatten, einen Krieg gegen den Irak zu "verkaufen". Die übliche Methode der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS) ist es, zu bestimmten Themen ein Positionspapier zu veröffentlichen und es zum Beispiel Kongressmitgliedern zur Verfügung zu stellen, um so eine andere Sichtweise zu den gängigen Analysen die ein Abteilungsleiter aus irgendeinem Geheimdienst zur Weitergabe an die Politiker zulässt zu ermöglichen. Nicht selten ist es insbesondere seit 9/11 geschehen, dass Analysen die gegen den offensichtlichen Trend des Weissen Haus sind, gar nicht erst an die Politiker weitergeleitet werden und so direkt zu falschen Entscheidungen beitragen können.

Doch nun wenden sich VIPS zum allersten Mal an einen ausländischen Staatschef. Der Grund ist die besorgniserregende Entwicklung zwischen dem Westen und Russland aufgrund der Ukraine Krise, so dass sich die VIPS zu diesem ungewöhnlichen Schritt gezwungen sahen und eben ein solches Memo das bisher an den US-Präsidenten und Kongressabgeordnete adressiert war, auch an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu senden. Es ist bezeichnend dass diese Geheimdienstveteranen ihr Memo nicht nach Brüssel zu dem erst frisch gewählten polnischen EU-Ratspräsidenten Donald Tusk oder der EU-Aussenbeauftragten Federika Mogherini geschickt haben, sondern eben an Angela Merkel. Das zeigt über wieviel Macht Deutschland in der EU verfügt und man offensichtlich der Meinung ist, dass nur noch Deutschland die Welt vor einer Katastrophe bewahren kann.

Hier nun also meine Übersetzung des Briefes an Bundeskanzlerin Angela Merkel:

"Wir die Unterzeichner sind langjährige Veteranen des US-Geheimdienstes. Wir unternehmen diesen ungewöhnlichen Schritt mit diesem offenen Brief an Sie, um sicherzugehen dass Sie die Möglichkeit erhalten unsere Sichtweise vor der NATO Konferenz vom 4. - 5. September zur Kenntnis zu nehmen. 

Sie sollten zum Beispiel wissen, dass die Anschuldigung einer mächtigen russischen "Invasion" offensichtlich nicht durch zuverlässige Geheimdienstliche Informationen gestützt wird. Viel mehr scheint diese "Geheimdienstliche Information" von derselben dubiosen, politisch "festgesetzten" Art zu sein welche vor 12 Jahren benutzt wurde um den US-geführten Angriff auf den Irak rechtzufertigen. 

Wir haben (schon) damals keine glaubhaften Beweise von Massenvernichtungswaffen im Irak gesehen; (und) wir sehen jetzt keine glaubhaften Beweise einer russischen Invasion. Vor zwölf Jahren hat sich der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, der dürftigen Beweislage von irakischen Massenvernichtswaffen bewusst, geweigert dem Angriff auf den Irak beizutreten. Unserer Meinung nach sollten Sie entsprechend misstrauisch gegenüber Angaben sein, die vom US-Aussenministerium und NATO-Offiziellen gemacht werden um Russland der Invasion der Ukraine zu beschuldigen. 

Präsident Barack Obama versuchte am 29. August die Rhetorik seiner eigenen hochrangigen Diplomaten und Medien abzukühlen, als er öffentlich die kürzliche Handlungen in der Ukraine als "eine Weiterführung von dem was seit Monaten stattfindet" beschrieb, und "... es ist nicht wirklich ein Wechsel." 

Obama hat jedoch nur dürftige Kontrolle über die Politiker in seiner Regierung, welchen leider sehr der Sinn für Geschichte fehlt, wenig vom Krieg wissen und anti-russische Schmähungen mit Politik verwechseln. Vor einem Jahr haben Falken im Aussenministerium und ihre Freunde in den Medien Herrn Obama fast dazu gebracht, einen Grossangriff auf Syrien zu starten der wieder auf bestenfalls dubiosen "Geheimdienstlichen Informationen" beruht hätte. 

Vor allem wegen der wachsenden Bedeutung von, und die scheinbare Abhängigkeit von Geheimdienstlichen Information von denen wir glauben nicht echt zu sein, sind wir der Meinung dass die Möglichkeit eines Ausbruchs von Feindseligkeiten die über die Grenzen der Ukraine eskalieren, in den letzten Tagen signifikant gestiegen ist. Noch viel wichtiger glauben wir das diese Wahrscheinlichkeit verhindert werden kann, abhängig vom Grad der vernünftigen Skepsis die Sie und andere europäische Führer zur NATO-Konferenz nächste Woche mitbringen. 

Erfahrung mit der Unwahrheit
Hoffentlich haben Sie Ihre Berater von der unsauberen Weste die NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bezüglich seiner Glaubwürdigkeit trägt erinnert. Es kommt uns so vor als ob Rasmussen`s Reden weiterhin von Washington geschrieben werden. Das war am Tag vor dem US-geführten Angriff auf den Irak mehr als klar, als er als dänischer Ministerpräsident seinem Parlament sagte: "Irak hat Massenvernichtungswaffen. Das ist nicht etwas was wir nur glauben. Wir wissen es."

Fotos können mehr als tausend Worte wert sein; (aber) sie können auch täuschen. Wir haben beträchtliche Erfahrung in der Sammlung, Analyse und Berichterstattung von allen möglichen Satellitenbildern sowie anderen Geheimdienstinformation. Es genügt zu sagen dass die Bilder die die NATO am 28. August veröffentlicht hat, eine sehr fadenscheinige Grundlage bieten auf welcher Russland der Invasion der Ukraine beschuldigt wird. Leider haben sie eine starke Ähnlichkeit mit den Bildern die Colin Powell am 5. Februar 2003 bei der UNO gezeigt hat, die (aber) ebenfalls nichts bewiesen haben. 

An diesem selben Tag haben wir Präsident Bush gewarnt, dass unsere ehemaligen Kollegen in der Analyse "zunehmend an der Politisierung des Geheimdienstes beunruhigt" sind, und wir haben ihm geraudeaus gesagt, dass "Powell`s Präsentation nicht annähernd" einen Krieg rechtfertigt. Wir haben Herrn Bush aufgefordert die "Diskussion zu erweitern... hinter den Kreis von jenen Beratern die klar auf einen Krieg aus waren für welchen wir keine zwingende Gründe sahen und von welchem wir glauben dass die unbeabsichtigten Folgen wahrscheinlich katastrophal werden."

Betrachten Sie den Irak heute. Schlimmer als katastrophal. 

Obwohl Präsident Vladimir Putin bis jetzt bemerkenswerte Zurückhaltung im Konflikt mit der Ukraine gezeigt hat, geziemt es uns daran zu erinnern dass auch Russland "shock and awe" kann. Wenn nur die geringste Möglichkeit besteht dass so etwas Europa aufgrund der Ukraine zustossen kann, müssen die vernünftigen Staatschefs unserer Meinung nach das sehr vorsichtig durchdenken.

Wenn die Fotos die die NATO und die USA veröffentlicht haben den besten "Beweis" einer russischen Invasion präsentieren, dann wächst unser Verdacht dass eine massive Anstrengung unternommen wurde um die Argumente für die NATO Konferenz für Aktionen zu erhärten, die Russland ganz sicher als provokativ betrachten wird. Caveat emptor ist ein Ausdruck mit dem Sie ganz sicher vertraut sind. Es genügt hinzuzufügen dass man sehr vorsichtig mit dem sein muss, womit Herr Rasmussen und sogar Aussenminister John Kerry hausieren gehen.

Wir vertrauen darauf dass Ihre Berater Sie über die Krise in der Ukraine seit Anfang 2014 informiert halten, und wie die Aussicht auf eine Mitgliedschaft der Ukraine in die NATO für den Kreml ein Annathema ist. Gemäss dem Kabel vom 1. Februar 2008 (von WikiLeaks veröffentlicht) aus der US-Botschaft in Moskau für Aussenministerin Condoleeza Rice, wurde US-Botschafter William Burns von Aussenminister Sergey Lavrov einbestellt um Russlands starke Opposition für eine NATO Mitgliedschaft der Ukraine zu erklären. 

Lavrov warnte pointiert von "Befürchtungen, dass diese Angelegenheit das Land in zwei Teile spalten, zu Gewalt, und wie manche behaupten, zu einem Bürgerkrieg führen könnte, was dann Russland zwingen würde zu entscheiden, ob man intervenieren muss."
Burns gab seinem Kabel den ungewöhnlichen Titel "NJET BEDEUTET NJET: RUSSLANDS NATO VERGRÖSSERUNGS REDLINES", und schickte es mit SOFORTIGER Priorität nach Washington. Zwei Monate später erliessen NATO Führer auf der Konferenz in Bukarest eine formelle Erklärung das "Georgien und Ukraine in der NATO sein werden." 

Am 29. August erklärte der ukrainische Ministerpräsident Arseny Jatsenjuk auf seiner Facebook Seite, dass mit der von ihm ersuchten Genehmigung des Parlaments der Weg zur NATO Mitgliedschaft offen ist. Jatsenjuk war natürlich Washington`s Favorit auf den Posten des Ministerpräsidenten nach dem Putsch am 22. Februar in Kiev. 

"Jats ist der Mann" sagte Assistant Secretary of State Victoria Nuland einige Wochen vor dem Putsch in einem abgefangenen Telefongespräch mit US-Botschafter Geoffray Pyatt. Vielleicht erinnern Sie sich daran dass das selbe Gespräch war in dem Nuland "Fuck the EU" gesagt hat. 

Timing der russischen Invasion
Die normale Geschichte die Kiev noch vor einigen Wochen verbreitet hat ist, dass die ukrainischen Kräfte die Oberhand im Kampf gegen die Anti-Putsch Föderalisten im Südosten der Ukraine hätten, welche als kurz vor der endgültigen Niederlage porträtiert wurden. Aber dieses Bild von der Offensive wurde fast gänzlich von offiziellen Regierungsquellen in Kiev gepflegt. Es gab sehr wenige Berichte direkt aus dem Südosten der Ukraine. Es gab allerdings einen der den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zitierte, der Zweifel über die Glaubwürdigkeit der Darstellung der Regierung hegte. 

Gemäss dem "Presseservice des Präsidenten der Ukraine" am 18. August, rief Poroschenko eine "Umorganisation von ukrainischen Militäreinheiten die im Machtkampf in im Osten des Landes involviert sind. ... Heute benötigen wir eine Umorganisation von Kräften die unser Territorium verteidigen und die Militäroffensive weiter führen", sagte Poroschenko und gab noch weiter an: "wir müssen eine eine neue Militäroperation angesichts der neuen Umstände berücksichtigen."

Wenn die "neuen Umstände" erfolgreiche Vorstösse der ukrainischen Regierungstruppen bedeuteten, warum sollte es dann notwendig sein die Truppen "umorganisieren", sie "neu zu ordnen"? Zu dieser Zeit begannen Berichte vom Boden eine ganze Reihe von erfolgreichen Attacken der Anti-Putsch Föderalisten gegen die Regierungstruppen zu melden. Gemäss diesen Quellen waren es die Regierungstruppen die starke Verluste hinnehmen mussten und an Boden verloren, hauptsächlich wegen der Unfähigkeit und schwacher Führung.  

Als sie zehn Tage später umzingelt wurden und/oder sich zurückgezogen haben, wurde eine fertiggestellte Ausrede dafür in der "russischen Invasion" gefunden. Das ist genau der Zeitpunkt als diese unscharfen Fotos von der NATO und Reportern wie New York Times` Michael Gordon veröffentlicht wurden, um das Gerücht von "die Russen kommen" zu verbreiten. (Michael Gordon war einer der krassesten Propagandisten der für den Irak Krieg warb)

Keine Invasion - Aber genügend andere russische Unterstützung
Die Anti-Putsch Föderalisten im Südosten der Ukraine geniessen eine erhebliche Unterstützung der lokalen Bevölkerung, teilweise resultierend aus dem Artilleriebeschuss der Regierung von grossen Bevölkerungszentren. Und wir glauben dass russische Hilfe über die Grenze gebracht wurde und exzellente Nachrichten über das Schlachtfeld enthält. Aber er ist bei weitem nicht klar dass diese Unterstützung auch Panzer und Artillerie bisher enthielt, hauptsächlich deswegen weil die Föderalisten besser geführt wurden und überraschend erfolgreich im Kampf gegen die Regierungstruppen waren. 

Gleichzeitig haben wir wenig Zweifel daran, dass wenn die Föderalisten sie brauchen, die russischen Panzer kommen werden.  

Das ist genau der Grund weshalb es eine konzentrierte Anstrengung für einen Waffenstillstand braucht, welcher wie Sie wissen, von Kiev bis jetzt aufgeschoben wurde. Was muss an diesem Punkt gemacht werden? Unserer Meinung nach muss Poroschenko und Jatsenjuk gerade heraus gesagt werden, dass eine Mitgliedschaft in der NATO nicht in den Karten liegt, und dass die NATO keine Absicht hegt einen Stellvertreterkrieg gegen Russland zu führen, und insbesondere nicht dieses Gesindel in der ukrainischen Armee unterstützt. Anderen NATO Mitgliedern muss das selbe gesagt werden. 

Für die Steering Group, Veteran Intelligence Professionals for Sanity:

William Binney, ehemaliger Technischer Direktor, World Geopolitical & Military Analysis, NSA; Mitbegründer, SIGINT Automation Research Center (pens.)
Larry Johnson, CIA & State Department (pens.)
David MacMichael, National Intelligence Council (pens.)
Ray McGovern, former US Army infantry/intelligence officer & CIA analyst (pens.)
Elizabeth Murray, Deputy National Intelligence Officer for Middle East (pens.)
Todd E. Pierce, MAJ, US Army Judge Advocate (pens.)
Coleen Rowley, Division Counsel & Special Agent, FBI (pens.)
Ann Wright, Col., US Army (pens.); Foreign Service Officer (zurückgetreten) "






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