Der sogenannte Brexit, das Referendum in Großbritannien zur Frage ob die Briten in der Europäischen Union bleiben wollen oder nicht, beschäftigt uns schon seit Monaten. Was für nicht möglich gehalten wurde, ist eingetreten. Die Briten stimmten mit einer knappen Mehrheit von 51.9% für den Ausstieg. Nach dem ersten Schock gingen die EU-Regierungen und deren Medien, getreu dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung", auch in den Angriff über. Es musste schließlich jemand schuld an dem Schlamassel sein. Natürlich war es nicht die Zeit der Selbstreflektion über etwaige Fehler auf Seiten der EU, sondern es war von vornherein klar, dass der Schuldige irgendwo im Vereinigten Königreich auf der Insel zu suchen und zu finden ist.
Als erste Reaktion auf der Suche nach dem Schuldigen, scheint man das Wahlvolk selbst ausfindig gemacht zu haben. Erst recht als bekannt wurde, dass am Abend des Wahltages bei Google eine 250 Prozentige Steigerung nach der Frage "Was passiert, wenn Großbritannien die EU verlässt" registriert wurde. Oder die Aufmachung in der Washington Post: "The British Are Frantically Googling What The E.U Is, Hours After Voting (Die Briten googeln krampfhaft Stunden nach der Wahl was die EU ist). Was zunächst nach einer sensationell grossen Steigerung der Suchbegriffe aussieht, ist wie bei jeder anderen veröffentlichten Statistik das Problem, dass man eigentlich nur das gewünschte Resultat kennt. Man weiss nichts über die ausgehenden Zahlen, vom statistischen Median, aus welchen Quellen sich dieser Median überhaupt zusammensetzt und ob diese Quellen überhaupt zuverlässig und/oder korrekt sind.
Dieser Frage ging auch Steve Patterson nach und untersuchte die Sensationsmeldung der "krampfhaften Suche" auf Google nach "Was ist die EU". Das Ergebnis dieser Untersuchung fiel äußerst nüchtern aus: im gesamten Monat Mai wurde die Frage "Was passiert, wenn Großbritannien die EU verlässt" nur 1300 Mal auf Google eingegeben. Auf den einzelnen Tag heruntergebrochen also nur 43 Eingaben, in ganz Großbritannien. Wenn dann laut dem Bericht in der Washington Times die Rede von einem "dreifachen Anstieg" des Suchbegriffes nach der Wahl ist, dann suchten an diesem Abend ganze 130 Personen (unabhängig des Alters) in Großbritannien nach einer Antwort auf diese Frage!
Der medial aufgebauschte Versuch, den Briten Dummheit aufgrund des Abstimmungsergebnisses zu unterstellen, scheiterte schnell. Ulrich Reitz, Chefredakteur des FOCUS Magazins, ging daher einen anderen Weg. Er stellte die Basis der Demokratie in Frage, indem er sie als "undemokratisch" bezeichnete: "Die britische Abstimmung ist eine Farce, ganz und gar undemokratisch, sie pervertiert den Volkswillen!"
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