Am 29. April 2014 endete offiziell der Versuch der Vereinigten Staaten von Amerika, einen "Friedensprozess" in Gang zu setzen der endlich das zu Ende bringen sollte, was mit dem Oslo-Abkommen vor über zwanzig Jahren (1993) als Ausgangspunkt begann: Zwei Staaten für zwei Völker im historischen Palästina.
Seit der feierlichen Unterzeichnung des Oslo-Abkommens im Garten des Weissen Hauses wurden zahlreiche Hände zwischen Israelis und Palästinenser geschüttelt. Es sollte das Bild entstehen, dass die Israelis tatsächlich daran interessiert sind, einen Staat für die semitischen Cousins entstehen zu lassen. Dieses Händeschütteln suggerierte auch, dass es sich bei den beiden "Verhandlungspartnern" um ebenbürtige Gegner handelt, was niemals auch nur im Entferntesten der Fall war. Die Situation war immer die Gleiche, auf der einen Seite waren diejenigen die einen eigenen Staat bereits hatten und von dem vermeintlichen neutralen Vermittler bis an die Zähne bewaffnet wurden, und auf der anderen Seite diejenigen die um einen eigenen Staat geradezu bettelten und viele Erniedrigungen über sich ergehen lassen mussten.
Nun stehen wir wieder einmal am Ende eines "Friedensprozesses", von "Friedensverhandlungen" oder wie auch immer Sie einen Zustand beschreiben möchten, der von Israel die ganzen Jahre dazu benutzt wurde um die Besatzung in dem Gebiet zu zementieren, in welchem eigentlich ein palästinensischer Staat entstehen sollte. Die neuesten Zahlen aus dem israelischen Statistikbüro zeigen ebenso, dass Israel unter der Regierung von Binyamin Netanyahu nie die Absicht hegte, irgendeinen fairen Vertrag mit den Palästinensern auszuarbeiten. Seit dem Beginn der "Friedensverhandlungen" letzten Sommer, erliess Netanyahu`s Regierung Pläne für unglaubliche 13`851 neue Siedlungseinheiten in dem Gebiet, in welchem der Staat Palästina entstehen sollte. Damit geht Binyamin Netanyahu absolut in die Geschichte ein, aber nicht als jemand der den Frieden suchte, sondern als derjenige der die Pläne der religiös-nationalistischen Juden eines Gross-Israel am besten umsetzte.
Was diesesmal aber anders verläuft als in den letzten 21 Jahren, ist das Skript am Ende dieser "Verhandlungsrunde". Bisher wurde immer und ausschliesslich die Schuld den Palästinensern als schwächstes Glied in der Kette in die Schuhe geschoben. Manchmal sogar trotz ausdrücklicher Vereinbarung dass niemandem die Schuld zugewiesen wird (Bill Clinton vor den Camp David Gesprächen im Jahr 2000). Doch diesesmal können die Zahlen und Fakten nicht totgeschwiegen werden, sie sind einfach zu überwältigend. Ausserdem scheint die amerikanische Regierung nach den üblen Beschimpfungen aus Israel und dem ständigen auf der Nase herumgetanze einen deutlichen Punkt in Richtung Netanyahu senden zu wollen. Anders kann das Interview von einem ranghohen US-Beteiligten an den Verhandlungen der letzten Monate nicht erklärt werden, welches er der israelischen Zeitung Yediot Ahronot gewährt hatte und den Grund des Scheiterns aus US-Perspektive darlegte.
Dieses Interview ist bereits jetzt ein historisches Dokument, da es zum allerersten Mal überhaupt die Israelis für ihr Handeln in aller Öffentlichkeit verantwortlich macht. Aus diesem Grund MUSS dieses Interview hier auch in der ganzen Länge übersetzt werden:
"Die amerikanische Version weshalb die gegenwärtige Runde der Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern gescheitert ist, ist fundamental anders als diejenige die von israelischen Offiziellen präsentiert wird. Die Liste von jenen die für dieses Scheitern zu verurteilen sind ist ebenso total anders. Aus der US-Perspektive ist die Angelegenheit mit den Siedlungen hauptsächlich dafür verantwortlich.
Hohe amerikanische Offizielle die am Friedensvorstoss von (US-) Aussenminister John Kerry beteiligt waren, zeigten sich diese Woche bereit mit mir ihre Sicht zum Scheitern der Gespräche zu teilen.
Sie hatten eine Bedingung die sie als Instruktion bekommen haben - dass ich sie nicht beim Namen nenne. Aber was sie mir zu sagen hatten ist die näheste offizielle Version was passiert ist.
Das amerikanische Team wird in den kommenden Tagen aufgelöst, das meiste davon oder auch alles. Kerry muss sich noch entscheiden was er tun möchte, ob er ein paar Monate warten möchte um es dann nochmal zu versuchen, oder die Prinzipien einer Übereinkunft zu veröffentlichen die von den Amerikanern kommt.
Sollten die amerikanischen Prinzipien veröffentlicht werden, würde Kerry die beiden Seiten dazu zwingen offensiv zu spielen - jede Seite in ihrem eigenen internen Schlachtfeld - aber wenn er das tut, riskiert er auch für seine vielen Fehler kritisiert zu werden die er auf seinem Weg gemacht hat.
Die Amerikaner haben mit einer hochmodernen Software einen Grenzverlauf in der West Bank gezeichnet, welche Israel die Souveränität über etwa 80 Prozent der Siedler gegeben hätte die heute dort leben. Die restlichen 20 Prozent hätten evakuiert werden müssen. In Jerusalem basiert die vorgeschlagene Grenze auf Bill Clinton`s Plan: jüdische Stadtteile zu Israel, arabische Stadtteile zu den Palästinensern.
Die israelische Regierung gab zu diesem amerikanischen Plan keine Antwort, und weigerte sich einen eigenen Grenzverlauf zu zeichnen.
Die Kritik gegen die israelische Regierung wird anhand der zugefügten Wunden präsentiert, die durch einen Freund verursacht wurden dem man noch immer trauen könnte: Israel liegt ihnen sehr am Herzen, aber die Wunden sind tief.
Frage: Gehen wir zurück zum Anfang. War diese Runde nicht vom ersten Tag an zum Scheitern verurteilt?
Antwort: Die Verhandlungen hätten mit einer Entscheidung zum Einfrieren des Siedlungsbaus beginnen sollen. Wir dachten das wir das aufgrund der gegenwärtigen israelischen Regierung nicht erreichen können, deshalb gaben wir es auf. Wir haben nicht realisiert das Netanyahu die Ankündigungen für die Ausschreibungen des Siedlungsbaus als einen Weg genutzt hat, um das Überleben seiner eigenen Regierung zu sichern. Wir haben nicht realisiert dass durch den weiteren Bau von Siedlungen den Ministern in seiner Regierung die Möglichkeit gegeben wurde, den Erfolg der Gespräche sehr effektiv zu sabotieren.
Es gibt viele Gründe die zum Scheitern der Friedensgespräche geführt haben, aber die Menschen in Israel sollten die bittere Wahrheit nicht ignorieren: die hauptsächliche Sabotage kam durch die Siedlungen. Die Palästinenser glauben nicht daran dass Israel wirklich vor hat, sie ihren eigenen Staat gründen zu lassen (soviel zur Frage der ebenbürtigen "Friedenspartner"), während zur gleichen Zeit Siedlungen auf dem Territorium gebaut werden wo ihr Staat entstehen soll. Wir sprechen von der Ankündigung von 14`000 Wohneinheiten, nicht weniger. Erst jetzt nachdem die Gespräche gescheitert sind, haben wir auch von den massiven Landenteignungen (durch Israel) gehört. Das passt nicht zu dem Abkommen (vom letzten Sommer zum Start der Gespräche).
An diesem Punkt ist es sehr schwer zu erkennen wie Verhandlungen wieder aufgenommen werden können, geschweige denn zu einer Übereinkunft führen. Gegen dem Ende (der Gespräche) verlangte Abbas einen dreimonatigen Stopp des Siedlungsbaus. Seine Ausgangslage war, dass wenn eine Übereinkunft erzielt wird, Israel entlang der neuen Grenze nach belieben bauen könnte. Aber die Israelis sagten Nein.
Frage: Hat Präsident Obama`s Entscheidung sich von den Verhandlungen fernzuhalten zum Scheitern der Gespräche beigetragen?
Antwort: Der Präsident unterstützte Kerry während der ganzen Gespräche hindurch. Das klarste Beispiel dessen war seine Bereitschaft für die Freilassung von Jonathan Pollard zu sorgen. Dieser Zug hätte seiner Popularität im amerikanischen Sicherheitssystem nicht geholfen.
Vielmehr hat der Präsident seinen Aussenminister öffentlich unterstützt als einer der Berater des Präsidenten Kerry während eines Hintergrundbriefings mit der New York Times beschuldigt hat, dass die Gespräche gescheitert sind.
Es ist wahr dass der Präsident Zweifel hegte. Das war von Beginn an offensichtlich. Er hinterfragte die Bereitschaft der Führer auf beiden Seiten die notwendigen Risiken auf sich zunehmen. Am Ende realisierte er dass er Recht hatte.
Frage: Wäre der Präsident rückblickend mehr involviert gewesen, hätte eine Übereinkunft erzielt werden können?
Antwort: Nein. Gewöhnlich ist die Involvierung des Präsidenten sehr wichtig. Wir alle erinnern uns daran wie Präsident Jimmy Carter zwischen Menachem Begin und Anwar Sadat in Camp David meditiert hatte; wir alle erinnern uns an Präsident Clinton`s entscheidender Involvierung in die Gespräche zwischen Benjamin Netanyahu und Yasser Arafat am Wye River Summit (1998). Aber dieser Fall ist anders. Kerry hat viel von seiner persönlichen Beziehung mit Netanyahu investiert. Sie sprachen wöchentlich dreimal am Telefon und manchmal dreimal am Tag. Es gab Videokonferenzen und nahezu 70 Meetings. Die Vertrauensbeziehung zwischen Kerry und Netanyahu war entscheidend um sicherzustellen, dass Netanyahu seine Positionen herunterschraubte und vorwärts machte. Der Präsident hat keine Zeit für solche langfristigen Anstrengungen und nebenbei bemerkt, es gibt viele Risse zwischen Obama und Netanyahu. Jede Verhandlung ist ein Spezialfall. Diese Runde war ein ausserordentlicher Spezialfall.
Frage: Die Führer auf beiden Seiten sind verwöhnt. Sie treffen erst dann Entscheidungen welche einen politischen Preis nach sich ziehen, wenn ein Messer an ihrem Hals ist. Eine Supermacht wie die Vereinigten Staaten hat überzeugende Druckmittel, aber sie haben es vermieden diese anzuwenden.
Antwort: Es hab eine grosse Anstrengung auf unserer Seite um den Wagen aus dem Sand zu holen in dem er steckte. Aber die Realität hat uns hier hart erwischt. Keine Seite hat ein Gefühl der Dringlichkeit. Kerry war der einzige der die Dringlichkeit spürte, und das war nicht genug.
Frage: Vergleichen Sie die gegenwärtige Runde der Gespräche mit Henry Kissinger`s Bemühung nach dem Yom Kippur Krieg 1973, ein Bemühen das zum Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien und Israel und Ägypten geführt hat. Vergleichen Sie es mit dem Bemühen von James Baker nach dem ersten Golfkrieg, einem Bemühen das zur Friedenskonferenz von Madrid 1991 führte.
Antwort: "Am Ende eines Krieges gibt es ein Gespür der Dringlichkeit", sagten sie. Und dann fügte einer von ihnen bitter hinzu: "Ich glaube wir brauchen eine erneute Intifada um die Umstände zu schaffen die es erlauben würden, Fortschritte zu erzielen."
20 Jahre nach dem Oslo Abkommen wurden neue Spielregeln und Fakten auf dem Boden geschaffen welche tief verwurzelt sind. Diese Realität ist sehr schwierig für die Palästinenser und sehr bequem für Israel.
Frage: Was, das haben Sie nicht im Voraus gewusst?
Antwort: Wir wussten es. Aber wir haben absichtlich unseren Mangel an Glauben (an einen Erfolg) auf die Seite gesetzt.
Frage: Warum?
Antwort: Weil Kerry glaubte und wir glaubten dass wenn nicht jetzt, wann dann? Es war ein verzweifelter Versuch. Kerry dachte an die Zukunft - er glaubte, und das tut er jetzt noch, dass wenn die zwei Seiten zu keiner Übereinkunft kommen, Israel in einem viel schlechteren Zustand dastehen wird als es heute ist.
Frage: Waren Sie überrascht als sie herausgefunden haben dass es die Israelis nicht wirklich interessiert was in den Verhandlungen passiert?
Antwort: Ja, wir waren überrascht. Es hat uns immer wieder überrascht. Als (Moshe) Ya`alon, Ihr Verteidigungsminister, sagte dass das einzige Ding das Kerry will es ist den Nobelpreis zu gewinnen, war die Beleidigung gross. Wir machten das für euch und für die Palästinenser. Natürlich waren da auch amerikanische Interessen am Werk.
Viele Leute sagten uns "Stoppt nicht, Macht weiter". Wir sagten ihnen "es ist in euren Händen. Übernehmt die Verantwortung für euer Schicksal." Aber dadurch dass sie in ihren eigenen Wegen gefangen sind, haben sie es vorgezogen dass wir deren Arbeit machen. Öffentliche Apathie war eines unserer grössten Probleme.
Einer der Palästinenser der an den Gesprächen teilnahm sagte einem israelischen Teilnehmer: "Ihr seht uns nicht. Wir sind transparent, wir sind hohl." Damit traf er den Kern. Nachdem die Zweite Intifada endete und die Separationsmauer gebaut wurde, entwickelten sich die Palästinenser in den Augen der Israelis zu Geistern - sie konnten sie nicht mehr sehen.
Frage: Das klingt fast so als ob Sie sich eine Intifada wünschen.
Antwort: Genau im Gegenteil, es wäre eine Tragödie. Man nimmt vom jüdischen Volk an smart zu sein; es ist wahr dass man sie auch als eine sture Nation betrachtet. Man kann davon ausgehen dass sie wissen wie man eine Karte liest: im 21. Jahrhundert wird die Welt die israelische Besatzung nicht länger tolerieren. Die Besatzung bedroht Israel`s Status in der Welt und bedroht Israel als einen jüdischen Staat.
Frage: Die Welt war selbstgerecht. Es verschloss die Augen als China Tibet übernommen hat, sie stottert über das was Russland der Ukraine antut.
Antwort: Israel ist nicht China. Es wurde durch eine UN Resolution gegründet. Ihre Prosperität hängt davon ab, wie es von der internationalen Gemeinschaft wahrgenommen wird.
Frage: Die Methode Ihrer Wahl - Gespräche basierend auf persönlichen Beziehungen - ist gescheitert.
Antwort: In den ersten sechs Monaten gab es bilaterale Gespräche unter unserer Aufsicht. Die beiden Seiten trafen sich etwa zwanzig Mal. In einem dieser Meetings, verliess der US-Sondergesandte Martin Indyk den Raum und die beiden Seiten blieben allein zurück.
Die Gespräche ermöglichten es uns, die Lücken auf beiden Seiten zu definieren. Im Dezember realisierten wir, dass es an der Zeit ist unsere eigene Ideen zu präsentieren. Wir hielten getrennte Diskussionen mit Israel und den Palästinensern. Das meiste dieser Gespräche war zwischen Kerry und Netanyahu, mit der Absicht ihn davon zu überzeugen seine Positionen zu ändern und die Kluft zu überbrücken.
An diesem Punkt waren die Palästinenser sehr glücklich. Sie sahen dass ein Bruch zwischen Kerry und Netanyahu geschaffen wurde. Dieser Bruch kam offen zutage als Bogey Ya`alon seine persönlichen Attacken gegen Kerry startete.
Doch während wir fokussiert daran arbeiteten die israelische Seite zu erweichen, limitierten neue Ankündigungen von Wohnungen in den Siedlungen Abbas`Möglichkeiten die (notwendige) Flexibilität zu zeigen. Er verlor (dadurch) das Vertrauen in die Gespräche. Der schlimmste Teil kam als Netanyahu sagte, dass Abbas einem Deal von Gefangenen (-freilassung) für Siedlungsbau zustimmte. Das entsprach nicht der Wahrheit.
Abbas ging als Skeptiker in diese Gespräche. Im Grund waren sie alle skeptisch, doch seine Zweifel fokussierten sich auf Netanyahu. Das Oslo-Abkommen war Netanyahu`s Kreation. Abbas schaute zu wie Oslo die Tür für 400`000 Israelis (ohne Ost-Jerusalem) öffnete die dann hinter der Grünen Linie siedelten. Er war nicht mehr länger bereit das zu ertragen.
Und da gab es andere Dinge. Israel präsentierte seine Sicherheitsbedürfnisse in der West Bank: es verlangte komplette Kontrolle über die Territorien. Damit sagte man den Palästinensern dass sich an der Sicherheitsfront nichts ändern würde. Israel war nicht bereit einem Zeitplan zuzustimmen - die Kontrolle über die West Bank würde für immer weiter gehen.
Abbas kam zu dem Entschluss, dass es für ihn in solch einem Abkommen nichts geben würde. Er ist 79 Jahre alt. Er hat das letzte Kapitel seines Lebens erreicht. Er ist müde. Er war bereit dem Prozess eine letzte Chance zu geben, doch er fand nach seinen eigenen Angaben heraus, dass er keinen Partner auf der israelischen Seite hat. Sein Vermächtnis wird keinen Friedensvertrag mit Israel enthalten.
Im Februar kam Abbas nach Paris um einem Gespräch mit Kerry in einem Hotel teilzunehmen. Er hatte eine ernstzunehmende Grippe. "Ich stehe unter gewaltigem Druck" beschwerte er sich, "ich habe es satt". Er lehnte sämtliche Ideen von Kerry ab. Einen Monat später, im März, wurde er ins Weisse Haus eingeladen. Obama präsentierte die amerikanisch-formulierten Prinzipien mündlich, nicht schriftlich. Abbas lehnte ab.
Die Behauptung auf ihrer Seite dass Abbas den Entscheidungen aus dem Weg geht ist nicht wahr. Er rannte nicht davon, er war nur festgefahren.
Frage: Tzipi Livni behauptete nachdem die Gespräche gescheitert sind, dass Abbas nicht einen Zentimeter (im Original "Inch") von seiner bekannten Position abweichen wird, während Netanyahu Flexibilität zeigte.
Antwort: Es ist wahr das Netanyahu sich bewegt hat (von seiner anfänglichen Position), aber er hat sich nicht mehr als einen Zentimeter bewegt. Wir mussten viel Kraft und Anstrengung da rein stecken (bis Netanyahu soweit war). Als wir versuchten Abbas zu bewegen, haben wir es nicht geschafft. Wie wir es gesagt haben; er machte dicht und verhärtete seine Positionen. "Ich habe viele Konzessionen gemacht", sagte er. "Die Israelis wussten nicht wie sie das schätzen sollten", beschwerte er sich.
Frage: Welche Konzessionen?
Antwort: Er stimmte einem entmilitarisiertem Staat zu; er stimmte einem Grenzverlauf zu, so dass 80 Prozent der Siedler weiterhin in israelischem Territorium leben würden; er stimmte zu, dass Israel Sicherheitsrelevante Gebiete (hauptsächlich im Jordantal) für fünf Jahre halten könne und dass danach die Vereinigten Staaten übernehmen würden. Er akzeptierte den Fakt, dass in der israelischen Wahrnehmung die Palästinenser niemals vertrauenwürdig erscheinen werden.
Er stimmte auch zu dass die jüdischen Stadtteile von Ost-Jerusalem unter israelischer Souveränität bleiben können, und er stimmte auch zu dass die Rückkehr der Palästinenser nach Israel von Israel`s Bereitschaft abhängt. "Israel wird nicht mit Flüchtlingen überflutet", versprach er.
Er sagte uns: "Sagt mit ob es einen anderen arabischen Führer gibt der dem zugestimmt hätte was ich getan habe. Ich werde keine weiteren Konzessionen mehr machen solange Israel nicht folgenden drei Punkten zustimmt:
- die Grenzziehung würde der erste Punkt der Diskussionen sein. Diese müsste innerhalb von drei Monaten erledigt sein.
- ein Zeitfenster würde gesetzt werden für die Evakuierung von Israelis von souveränem palästinensischen Territorium (Israel hatte vereinbart, den Sinai innerhalb von drei Jahren zu räumen)
- Israel stimmt zu, dass Ost Jerusalem die Hauptstadt von Palästina wird
Die Israelis haben keinem von diesen drei Forderungen zugestimmt.
Frage: Das ist verständlich. Jedes einzelne von diesen Forderungen hätte die Regierung von Netanyahu zum Sturz gebracht.
Antwort: Das ist wahr, das sind sehr schmerzhafte Kompromisse. Wenn Sie nach Fehlschlägen suchen, das war einer von diesen: wir konnten die beiden Seiten nicht mit schmerzhaften Lösungen konfrontieren welche von ihnen erwartet wurde. Die Israelis mussten sich nicht mit einer Teilung von Jerusalem befassen, sie mussten sich nicht mit der Bedeutung eines kompletten Abzugs und dem Ende der Besatzung befassen.
Frage: Abbas lehnte es ab Israel als einen Jüdischen Staat anzuerkennen.
Antwort: Wir konnten nicht verstehen warum ihn das so störte. Für uns Amerikaner ist die jüdische Identität von Israel offensichtlich. Wir wollten glauben, dass es für die Palästinenser ein taktischer Zug war - sie wollten etwas bekommen (im Gegenzug) und deshalb sagten sie Nein.
Je mehr Israel ihre Forderungen verhärtete, desto mehr lehnten die Palästinenser das ab. Israel machte daraus eine riesige Sache, eine Position die sich unter keinen Umständen ändern würde. Die Palästinenser kamen zu dem Schluss, dass Israel einen dreckigen Trick mit ihnen durchführte. Sie vermuteten dass es eine Absicht gab, von ihnen ein Einlenken für die zionistische Darstellung (der Geschichte) zu bekommen.
Frage: Was war Tzipi Livni`s Beitrag zu den Gesprächen? Was war Yitzak Molcho`s? (Molcho ist Netanyahu`s Anwalt und Freund und wurde als Livni`s Babysitter ernannt)
Antwort: Tzipi Livni war eine Heldin. Sie kämpfte mit all ihrer Macht um für ein Abkommen zu werben. Molcho war ein grosses Problem für sie. Er untergrub sie immer wieder. Jedesmal wenn sie versuchte vorwärts zu kommen, stoppte er sie.
Das letzte Kapitel der amerikanischen Initiative war Borderline pathetisch. Kerry realisierte das ein Abkommen nicht erzielt werden kann. Er versuchte zumindest eine Übereinkunft zur Weiterführung der Gespräche zu erreichen. Die Palästinenser forderten die Gefangenen die Kerry ihnen versprochen hatte, inklusive israelisch-arabischen (Synonym für Palästinenser in Israel) Mörder. Netanyahu forderte etwas im Gegenzug. Kerry überzeugte Obama ihm dafür Pollard zu geben.
Und dann kam die Ankündigung des Wohnungs- und Bauministeriums für die Ausschreibung von weiteren 700 Wohneinheiten in Jerusalem`s Gilo Nachbarschaft.
Abbas verlor das Interesse. Er kümmerte sich fortan um die Versöhnungsgespräche mit Hamas und der Frage wer seinen Mantel erben würde. Gemäss den Amerikanern ist das der Grund für seine kürzlich erfolgte, öffentliche Kampagne gegen Mohammed Dahlan.
Die Amerikaner verstanden von ihren israelischen Gegenstücken dass die Gilo-Ausschreibung ein absichtlicher Akt der Sabotage war, einer von vielen durch Wohnungsminister Uri Ariel, einem Extremisten der irgendein Abkommen mit den Palästinensern ablehnt. Ariel leugnete das. Er behauptete dass er nicht einmal von diesen Ausschreibungen wusste.
Frage: Was werden aus amerikanischer Sicht die Konsequenzen für den Stopp der Gespräche sein? Wird die Bedrohung eines Boykotts gegen Israel zunehmen?
Antwort: Das ist schwierig vorauszusehen. Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Europäische Union, vermied jegliche Aktionen während den Verhandlungen. Jetzt wird ein Rennen beginnen um dieses Loch zu stopfen. Israel könnte einige Probleme bekommen.
Mit Stand heute kann die Palästinenser nichts davor zurückhalten sich der internationalen Gemeinschaft zuzuwenden. Die Palästinenser sind vom Status Quo müde. Sie werden ihren Staat am Ende erhalten, ob durch Gewalt oder durch internationale Organisationen.
Der Boykott und die palästinensischen Anträge zu internationalen Organisationen sind mittelfristige Probleme. Amerika wird helfen, aber es gibt keine Garantie dass diese Unterstützung genug sein wird.
Es gibt ein grösseres Problem dass Israel in der nahen Zukunft bedroht. Das ist eine sehr konkrete Bedrohung. Sollte Israel wirtschaftliche Sanktionen über die Palästinenser verhängen, könnte das wie ein Boomerang zurückkommen. Die Wirtschaft der West Bank könnte zusammenbrechen, und dann wird Abbas sagen "ich will das nicht mehr, nehmt es von mir weg". Es gibt hier ein grosses Potential zur Verschlechterung (der Situation), welche zur Auflösung der Palästinensischen Behörde führen könnte. Israelische Soldaten werden dann das Leben von 2.5 Millionen Palästinensern verwalten müssen, sehr zum Ärger ihrer Mütter. Die Geldgebenden Länder werden aufhören zu zahlen, und die Rechnung von 3 Milliarden USD pro Jahr wird dann von ihrem Finanzministerium bezahlt werden müssen.
Frage: Abbas und Saeb Erekat (der palästinensische Verhandlungsführer in den "Friedensverhandlungen") entschieden sich Kommentare über den Holocaust Gedenktag diese Woche zu machen. Sie sagten dass es das grösste Verbrechen der Geschichte war. Netanyahu glaubte ihnen nicht. Die Rechte hagelte auf Abbas mit Beschuldigungen ein dass er ein Terrorist und Holocaust-Leugner wäre.
Antwort: Sie (Abbas und Erekat) haben darum gebeten keine Meinung zu Netanyahu`s Kommentare abzugeben. Ihr (israelischer) extremer rechter Flügel ist sehr glücklich mit dem Zusammenbruch der Friedensgespräche. Sie werden keine Geste, oder irgendeinen positiven Kommentar von der anderen Seite akzeptieren.
Frage: Was werden die Vereinigten Staaten jetzt machen?
Antwort: Wir werden eine Auszeit nehmen und alles überdenken. Wir werden unsere eigenen Schlüsse ziehen. Kerry`s Bereitschaft zurückzukehren und einen (erneuten) Anlauf zu machen, hängt von der Bereitschaft der beiden Seiten ab, Ernsthaftigkeit zu zeigen. Abbas Forderungen wurden von Israel umgehend abgelehnt. Vielleicht wird in Israel irgendjemand ihre Position überdenken? Warum ist ein Dreimonatiger Siedlungsstopp solch ein grosses Ding? Warum keine Karte zeichnen? Ihr habt ein grosses Interesse ein Abkommen durch gemeinsamen Konsens zu erzielen, besser als eines welches auf externen Druck zustande kam. Eine Karte zu zeichnen hätte der erste Schritt sein sollen.
Frage: Wird Kerry die Prinzipien präsentieren die Sie formuliert haben; die Karte, die Sicherheitsabstimmungen, die Komponenten des Abkommens?
Antwort: Das ist nach wie vor eine Möglichkeit. Die andere Möglichkeit ist eine Periode von Neubewertung.
Als 1975 Ministerpräsident Yitzak Rabin amerikanische Forderungen ablehnte, kündigte Aussenminister Kissinger eine Periode einer Neubewertung an. Die diplomatischen und Sicherheitsbeziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Staaten wurden auf Eis gelegt. In Israel wurde Rabin als Held gefeiert. Die Rechte betete ihn an. Nach einigen Monaten wurde eine Leiter gefunden, an welcher Rabin von seinem Baum herunter klettern konnte.
Die Obama Administration ist soft. Sie ist anders als die Nixon-Administration, wie auch Kerry anders als Kissinger ist.
Frage: Welche Art von Neubewertung wird Kerry auswählen?
Antwort: Wir wissen es nicht. Kerry hat sich noch nicht entschieden."
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