Freitag, 13. September 2013

Was ist mit Israels Massenvernichtungswaffen?

Während die ganze Welt gespannt auf die Entwicklungen in Syrien achtet und abgesehen von ein paar wenigen Kriegshetzern erleichtert auf die Initiative Russlands reagiert hat, ist man nicht weniger über die Aussicht der Unterstellung der syrischen Chemiewaffen unter internationale Aufsicht erleichtert.
Wieso aber wird nicht das gleiche von syrischen "Rebellen" und wahhabitischen Jihadisten erwartet und durchgesetzt? Etwa nur weil US-Aussenminister John Kerry vor dem Kongressausschuss gesagt hat, dass die nicht als extremistisch zu bezeichnenden syrischen Rebellen "täglich stärker werden" und er "einfach nicht damit einverstanden ist, dass die Mehrheit (der Rebellen) Al Qaeda und andere böse Jungs sind"?

Und was in diesem Zusammenhang noch viel wichtiger ist, ist die Quelle für Kerry`s Einschätzung der Lage in Syrien. Er selbst empfahl den anwesenden Kongressabgeordneten den Bericht von Elizabeth O`Bagy zu lesen, einer Analystin des Think Tanks "Institute for the Study of War".
Man muss sich das nur einmal vorstellen: in einer Anhörung vor dem Kongress wo die Obama-Administration versucht einen US-Angriff auf Syrien zu verkaufen, zitiert der Aussenminister einen Bericht eines Think Tanks der eher in die Strategie des Weissen Hauses passt, als es die eigenen Geheimdienstberichte tun und deshalb vernachlässigt werden? (selbst der Vize-Direktor der CIA Michael Morell gab bei seinem Rücktritt an, dass jeden Monat mehr Al Qaeda ähnliche Gruppierungen nach Syrien kommen als es während der grössten Kämpfe im Irak der Fall war)

Ausserdem darf dieser Bericht von Elizbath O`Bagy mehr als nur angezweifelt werden.
O`Bagy ist nämlich nicht nur Analystin für dieses Institut, sie ist ganz nebenbei auch noch die bezahlte politische Direktorin der "Syrian Emergency Task Force", jener Organisation welche bereits den Trip von John McCain im Beisein von Extremisten nach Syrien organisiert hatte und im Kongress für Unterstützung für die Rebellen und einen US-Schlag wirbt. 





Angesichts dieser Diskussion ob die syrischen "Rebellen" nun die bösen Jungs sind oder auch nicht, darf die andere Frage nicht ausser Acht gelassen werden ob sie auch über Chemische Waffen besitzen oder nicht. Obwohl man bereits Ende Mai in der Türkei Zellen der Jabhat al-Nusra in der Nähe der syrischen Grenze ausgehoben hat und dort Sarin Gas gefunden hat, UN-Gesandte Carla del Ponte sogar bestätigt hat dass "Rebellen" im April bereits Sarin Anschläge verübt haben sollen, wurden diese Tatsachen zwar ohne grösseren Medienrummel berichtet, doch von den Kriegstreibenden Ländern (Israel, Grossbritannien, Frankreich, Qatar, Saudi Arabien, USA) blieb der anklagende Finger die ganze Zeit über auf Bashir al-Assad kleben.
Nachdem nun auch das Weisse Haus in Washington eine mehr als wässrige "Beweisfindung" am 31.08.13 veröffentlicht hat, scheinen sich die US-Geheimdienste nicht mehr sonderlich wohl in ihrer Haut zu fühlen. Jemand aus dem Militärgeheimdienst hat dem Nachrichtenportal "WND" eine Geheimakte zugespielt, wo bestätigt wird dass Jabhat al-Nusra von Al Qaeda im Irak das Saringas über die Türkei erhalten hat und auch der erwähnte Giftgasanschlag im April bei Aleppo durch diese Jihadisten erfolgt ist. Dieser US-Bericht entspricht auch den russischen Beweisen welche Moskau der UNO in New York vorgelegt hatte, sowie die iranischen Warnungen seit Sommer 2012 an die Amerikaner, dass syrische "Rebellen" in den Besitz von chemischen Waffen gelangt sind, und dass die "USA als ihre Unterstützer sie (die "Rebellen") davor abhalten sollen diese Waffen einzusetzen". 


Israels Massenvernichtungswaffen

In diesem ganzen Tumult um syrische Chemiewaffen (Syrien hält den weltweit drittgrössten Bestand an Chemiewaffen) geht eine Tatsache komplett unter: Israels Massenvernichtungswaffen.

Man darf in diesem ganzen Drama auch nicht eine besondere Frage vergessen, nämlich weshalb diese arabischen Staaten überhaupt Massenvernichtungswaffenprogramme unterhielten. Im Falle von Syrien und von Ägypten, und zum Teil auch im Irak, waren die desaströsen Kriege gegen Israel der Auslöser. Insbesondere der Schock nach dem so genannten "Sechstagekrieg" im Juni 1967, die Entdeckung Israels eigener Massenvernichtungsprogramme und der "Oktoberkrieg" von 1973, führten dazu dass diese Staaten ebenfalls nach einer Abschreckungswaffe suchten um Israels militärische Dominanz und Übermacht in Schach zu halten.
Obwohl Israel die Funde von einigen chemischen Kampfstoffen während des "Oktoberkrieges" (oder auch unter dem Namen "Yom Kippur Krieg" bekannt) bei den Syrern als Beweis derer "Vernichtungsabsichten" bringt, begann Syrien erst Anfang der 1980er Jahre das Chemiewaffenprogramm ernsthaft mit Hilfe der UdSSR voranzutreiben. Diese Kleinmengen die Israel immer wieder gerne zitiert, erhielt Syrien kurz vor dem Ausbruch des Krieges 1973 von Ägypten und plante (wenn überhaupt ein solcher Plan tatsächlich bestand) diese im Falle der absoluten Zerstörung der syrischen Truppen einzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt aber war den Geheimdiensten der USA, UdSSR sowie der regionalen Mächte längst klar, dass Israel über ein erhebliches "Abschreckungspotential" von ABC-Waffen (Atomare-, Biologische-, Chemische-Waffen) verfügt. Die israelische Regierung unter Ministerpräsidentin Golda Meir und dem berüchtigten Verteidigungsminister Mosche Dayan haben sogar ihre Nuklearwaffen scharf gemacht, was dann die USA zu der massiven Waffenbrücke nach Israel nötigte um die Verluste auszugleichen.

Es ist beileibe kein Geheimnis mehr dass Israel über ein grosses Arsenal an Atomwaffen verfügt, als einziges Land im Mittleren Osten wohlgemerkt. Selbst dem ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Olmert ist es vor ein paar Jahren während eines Interviews mit Sat.1 herausgerutscht.
Weniger bekannt sind aber die Chemischen und Biologische Kampfstoffprogramme Israels.
Dazu kommt, dass Israel weder den Nuklearwaffensperrvertrag (NPT) unterzeichnet hat, im Gegensatz beispielsweise zum Iran, noch das Abkommen zum Verbot von Chemiewaffen gesetzlich ratifiziert hat, obwohl das Land den Vertrag 1993 unterzeichnet hat.
Ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums sagte dazu, dass "Israel solange den Vertrag nicht ratifizieren werden, solange es von anderen Staaten der Region mit der Zerstörung bedroht wird".
Syrien hatte Israel noch nie mit der Zerstörung gedroht, auch nicht Ägypten, Jordanien, Saudi Arabien oder der Irak (und auch nicht der Iran, obwohl man das Land aufgrund der Entfernung nicht mehr zu "der Region" zugehörig rechnen kann).
In einem Interview mit der London Sunday Times vom Oktober 1998, sagte ein Biologe der ehemals eine hohe Stellung im israelischen Geheimdienst Mossad inne hatte: "Es gibt kaum eine einzige bekannte oder unbekannte Form von chemischen oder biologischen Waffen, welche nicht am Institut hergestellt wird."
Mit Institut wird das "Ness Ziona" Institut für Biologische Forschung gemeint, wo seit den 1950er Jahren im Auftrag des israelischen Staatsgründers David Ben Gerion nach chemischen und biologischen Kampfstoffen geforscht wird. Das nicht nur geforscht wurde, bewies erst vor einigen Tagen ein wieder entdecktes CIA-Dokument , in welchem von einer Chemiewaffenfabrik in der Nähe des schwerbewachten Nuklearreaktors Dimona die Rede ist.

Israel Shahak, ein Überlebender des Holocausts und Professor für Biochemie an der Hebräischen Universität von Jerusalem (starb am 02.07.2001), schrieb in seinem aufsehenerregenden Buch "Open Secrets: Israeli Nuclear and Foreign Policies" folgenden Satz der bis heute nichts an Aktualität verloren hat:
"Der Wunsch nach Frieden, so oft als israelisches Ziel angenommen, ist aus meiner Sicht nicht ein Prinzip der israelischen Politik, während es der Wunsch zur Ausdehnung von Israels Herrschaft und Einfluss ist."
Genau das bewiesen in der aktuellen Krise in Syrien auch Mitglieder der israelischen Regierung, inklusive Ministerpräsident Binyamin Netanyahu, wie sie im US-Kongress zusammen mit der zionistischen Lobbyistin AIPAC für einen US-Angriff in Syrien werben. Das sieht nicht nach einem "Wunsch nach Frieden" aus, sondern viel mehr nach Ausschaltung einer weiteren potentiellen Gefahr für Israel, wie zuvor schon im Irak.





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