Es sind solche Berichte wie die des israelischen Autors und Direktors für Drehbücher in der Abteilung TV und Kino an der Universität von Tel Aviv, Kobi Niv, die angesichts der völlig unverantwortlich erscheinenden Regierung (es gibt mit Sicherheit noch viel zutreffendere Definitionen für diese rechtsgerichtete Regierung des Binyamin Netanyahu, es aber unangebracht wäre diese hier so zu benennen...) in Israel, einem wenigstens ein bisschen Hoffnung geben dass es in Israel Menschen gibt, die die hehren Ideale von Menschenrechten und Gleichheit nicht verloren haben. Allerdings muss auch diesbezüglich angemerkt werden, dass diese sogenannte "Oslo-Generation", also jene Generation die die erste Intifada miterlebt haben und anschliessend sich für einen Frieden mit den Palästinensern Anfang der 1990er Jahre einsetzten, immer kleiner wird. Die heutige Generation ist geprägt von israelischer Propaganda ohne die Möglichkeit zu haben, die Realität des Unterdrückungsapparats von Israel aus einer anderen Perspektive zu sehen, da so gut wie keine Berührungspunkte mehr zwischen Israelis und Palästinensern aus der West Bank existieren wie das noch der Fall bis zum Jahr 2001 war. Deshalb ist dieser Artikel von Kobi Niv auch eine Erinnerung an diese junge Generation von jüdischen Israelis, dass diese "israelischen Araber" wie die Palästinenser innerhalb von Israel genannt werden, systematisch vom israelischen Staat diskriminiert werden. Jawohl, "systematisch" ist eine andere Bezeichung für "institutionelle und gesellschaftliche Diskriminierung" welche das US-Aussenministerium in ihrem neuesten Menschenrechtsindex verwendete (siehe meinen Bericht "Frau Merkel, meinten Sie diese einzige Demokratie im Nahen Osten?")
Hier also der Artikel von Kobi Niv vom 19.03.2014 aus der israelischen Tageszeitung Haaretz (meine Übersetzung):
"Ein israelischer Araber der weiterhin für die "jüdische Knesset" wählt, wie es Ministerpräsident Binyamin Netanyahu vor kurzem genannt hat, ist entweder dumm oder absolut naiv.
Während 66 Jahren haben die israelischen Araber das "Demokratiespiel" der Juden wie gute kleine Kinder gespielt, und was haben sie jemals davon im Gegenzug erhalten? Nicht eine Sache. Während 66 Jahren waren sie das Kind welches mit allen in der Nachbarschaft Fussball spielen wollte, aber es immer so endete dass es an der Seitenlinie stehen blieb und den Spielen zuschaute, (und) niemals, aber wirklich niemals für ein Team ausgesucht wurde, nicht einmal um für ein paar Momente vor dem Tor zu stehen, nicht einmal wenn sich ein jüdisches Kind verletzt hat oder pinkeln musste. Das liegt daran weil die Juden lieber komplett aufgehört hätten zu spielen, als einen Araber vors Tor zu stellen, nicht einmal für fünf Minuten.
Während Israel`s 66 Jahren (seit Gründung 1948) haben 33 Regierungen gedient, gab es niemals auch nur eine einzige jüdische Partei (nicht-zionistische eingeschlossen), in der einen oder anderen Inkarnation, welche nicht an einer (der 33 Regierungen) beteiligt war. Die einzigen Parteien die niemals Mitglied an irgendeiner israelischen Regierung waren, nicht ein einziges mal, nicht für fünf Minuten, waren die arabischen oder die gemischten arabisch-jüdischen Parteien.
Selbst als die zionistischen Parteien welche sich angeblich für Gleichheit und Brüderlichkeit und blah blah einsetzten - von der Vereinten Arbeiter Partei in der Vergangenheit über die verschiedenen zentralen-demokratisch-progressiven Parteien bis zur Meretz - Partner in einer Regierung waren, haben sie nie einen Minister ernannt der nicht Jude nach dem jüdisch-religiösen Gesetz war, Gott bewahre.
Nur einmal hat die Labor Partei, als Amir Peretz ihr Parteichef und Ehud Olmert Ministerpräsident war, einen arabischen Minister ernannt, Raleb Maladele, welcher nur für zwei Jahre im Amt war. Und das ist alles. Es ist nie wieder passiert.
Seit Israel gegründet wurde haben um die 600 Minister für zusammengerechnet etwa 1500 Jahre im Kabinett gedient. Davon haben die Araber, welche 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, etwas mehr als zwei Jahre erhalten. Wieviel ist das in Prozenten? Etwas mehr als Ein-Zehntel von einem Prozent.
Für was wählen also die Araber wenn nicht für eine Teilnahme an der Regierung? Manche sagen sie wählen damit ihre Stimmen in der Öffentlichkeit gehört werden. Aber werden ihre Stimmen wirklich gehört? Hört ihnen jemand jüdisches zu, oder hat ihnen jemals jemand jüdisches zugehört?
Offensichtlich nicht. Soweit es die Juden betrifft, besteht der einzige Zweck der arabischen Präsenz in der Knesset (Parlament) darin, sich selbst und der Welt zu beweisen "schaut her, wir haben eine Demokratie und sie können sagen was sie wollen. Und jetzt haltet die Klappe und seid dankbar dafür dass ihr am Leben seid, oder haut sonst nach Syrien ab."
Die Zeit ist gekommen dass unsere arabischen Brüder damit aufhören dieses Spiel zu spielen. Sie müssen damit aufhören dieses Spiel für die Juden zu spielen, damit aufhören an einem Spiel "teilzunehmen" wo sie gar nicht dabei sind, und damit aufhören an den jüdischen Möchtegern demokratischen Wahlen wählen zu gehen.
Anstattdessen sollten sie am Wahltag, welcher ein Nationalfeiertag ist, Wahlen für ihr eigenes Parlament abhalten welches aus 30 Sitzen bestehen wird (wenn die jüdischen 80% effektiv die 120 Sitze der Knesset kontrollieren, dann sollten die arabischen 20% 30 Sitze kontrollieren), und für eine Führung welche sie selbst aussuchen und für sich einsetzen.
Und dann, wenn die jüdischen Effendis die arabischen Diener für irgendetwas einbeziehen wollen, für was auch immer, müssen sie mit ihrer Führung reden und mit ihnen verhandeln. Und wenn sie es nicht tun, dann werden sie es halt nicht. Wie jetzt. Wie es immer war.
Eine Sache ist gewiss: Wenn die Araber nicht an der Wahl für die israelische Knesset teilnehmen, werden ihre Stimmen viel klarer gehört werden als es der Fall ist, wenn sie in den Bänken der Knesset sitzen. Sie werden sagen: Israel ist keine Demokratie. Daran zu glauben ist gleichbedeutend an eine Lüge zu glauben."
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