Sonntag, 30. September 2012

Krieg gegen Iran durch eine "False Flag" Operation?

Eine "False Flag" Operation könnte nach der Meinung von äusserst einflussreichen Kriegstreibern in den Vereinigten Staaten von Amerika den langersehnten Krieg gegen den Iran bringen. Eine "False Flag" Operation bedeutet einen fingierten, oder gestellten, Vorfall der als Rechtfertigung für eine entsprechende militärische Antwort eines Landes dient.

Nach den desaströsen Kriegen der von den USA angeführten Koalitionstruppen gegen Afghanistan und Irak, sowie zuletzt im "geringerem" Ausmass gegen Libyen, müsste man als einfacher Bürger dieser Welt der Meinung sein, dass das doch eigentlich genug von Krieg und Zerstörung sein sollte. Zumal sich auch in den Vereinigten Staaten der Widerstand in der Bevölkerung gegen einen  zusätzlichen Krieg gegen ein muslimisches Land regt, aber aus vollkommen anderen Gründen als wir in Europa annehmen würden. Der eine wesentliche Faktor ist, dass es wesentlich mehr tote US-Soldaten auf den Schlachtfeldern von Afghanistan und im Irak gab als es der damalige US-Präsident George W. Bush in seinen Reden angedeutet hatte. Der Libyen Einsatz bildete in diesem Punkt eine grosse Ausnahme da ausser von amerikanischen Bomben keine regulären Truppen verwendet wurden die zwangsweise auch zu Verlusten von Menschenleben geführt hätten. Das aber in allen angegriffenen Ländern Zehntausende der lokalen Bevölkerung ihr Leben verloren haben, betrauert im Westen niemand!
Der andere Punkt für die Kriegsmüdigkeit in den Augen des Durchschnittsamerikaners ist es, nachdem die Gründe für den Einmarsch insbesondere im Falle des Iraks im Laufe der Zeit geändert wurden, dass sie der Meinung sind das die Iraker nicht dankbar sind für die "Befreiung" ihres Landes  und stattdessen ihre "Befreier" angreifen. Das gilt auch für Afghanistan.
Aus Sicht des Durchschnittsamerikaners also haben ihre Soldaten ihr Leben in diesen fernen Ländern für das Wohl der dortigen Bevölkerung gelassen, damit auch sie in den Genuss des American Way of Life kommen konnten. Aber wie gesagt, bedankt haben sich die Iraker und Afghanen in dem sie die amerikanischen GI`s in Hinterhalte lockten und feige töteten.
Man kann dem amerikanischen Volk aber keinen grossen Vorwurf für diese Sichtweise machen. Sie werden in dem Glauben erzogen dass sie das Auserwählte Volk sind und es ihre Pflicht ist, die Welt von allem Übel zu befreien. Selbst Präsident George W. Bush sagte "dass es Gottes Wille war, dass er Präsident wurde". Die Soldaten werden im wahren Leben wie auch in der Filmindustrie als Helden verehrt, immer im epischen Kampf als Vertreter des Guten gegen das Böse verwickelt. Dazu passen dann die von US-Soldaten ausgeführten Gräueltaten wie die von Abu Ghraib oder Leichenschändungen in Afghanistan überhaupt nicht in das Bild des ehrbaren, patriotischen Soldaten und werden nicht unbedingt gerne in den US-Medien behandelt.


(Bilder von dem berüchtigten Kill-Team, von denen das US-Pentagon sagt dass es sich dabei um "eine kleinere Anzahl von aufseherregenden Einzelfällen" handelt. Das Problem liegt auch darin das die US-Führung, also das Weisse Haus UND das Pentagon, von "chirurgisch präzisen Schlägen gegen Terroristen" spricht, und wenn dann aber solche Bilder von Soldaten im Blutrausch auftauchen entspricht das eben nicht mehr dieser Bezeichnung.)

Für die Menschen in den von den USA besetzten Länder sind solche Bilder nicht unbedingt Alltag, aber doch Bestätigung für das allgemein vorherrschende Bild dass es sich bei den Amerikanern um eine Okkupationsmacht handelt die sich vor niemandem verantworten muss. Bei solchen Vorfällen, oder bei der Besetzung des Landes überhaupt, gab es keine Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat wie in anderen Fällen. Für diese Menschen bedeutet das in letzter Konsequenz das sie selbst für ihr Schicksal aufkommen müssen, und damit ist nun einmal der Widerstand gegen die USA im Land gemeint. Das solche Bilder und Aktionen ausserdem den Extremisten in die Hände spielen muss denke ich nicht noch weiter ausgeführt werden.
Es ist also ein Problem der "Wahrnehmung" auf beiden Seiten und dem Mangel an echter Kommunikation mit sämtlichen involvierten Konfliktparteien. Allerdings liegt dieses Desinteresse hauptsächlich auf Seiten der USA die sich weigerten mit den beteiligten Kräften an einen Tisch zu setzen, da man sie in aller Regel als Terroristen bezeichnet. Und so lange das der Fall ist, wird der Durchschnittsamerikaner mit dieser verdrehten Wahrnehmung konfrontiert und beklagt seine gefallenen Familienmitlieder und Freunde als Opfer von Terroristen. Das allerdings passt den Kriegstreiben in Washington nur zu gut ins Konzept. Denn seit dem Zusammenbruch der Sovietunion sieht sich Amerika ohne echten Gegenspieler konfrontiert und befindet sich seitdem auf der Suche nach genau diesem.

Project for New American Century (PNAC)

Genau diesen Punkt haben die sogenannten Neo-Konservativen der PNAC im Gedächtnis gehabt als sie sich 1997 zur Gründung dieser Vereinigung in Washington eingefunden haben. Unter den Gründungsmitgliedern waren Polit- und Mediengrössen wie Donals Rumsfeld, Dick Cheney, Jeb Bush (der Bruder von George W.), Paul Wolfowitz, Stephen P. Rosen, Elliot Abrams oder Zalmay Khalilzad um nur einige zu nennen.
Diese Männer waren der Überzeugung dass das Amerika welches sie aus dem Kalten Krieg kannten nicht mehr das gleiche Land war. Ihrer Meinung nach hatte Amerika ihren Glanz und Stärke verloren und es zugelassen, dass neue Herausforderer auf der "amerikanischen" Weltbühne auftauchten. Diese Herausforderer würden früher oder später zu einem Rivalen und zur Gefahr für die Vereinigten Staaten werden. Aus diesem Grund entschlossen sich diese Männer etwas dagegen zu unternehmen damit "ihr" Amerika wieder im alten Glanz erscheinen würde. Der Weg dahin würde/sollte sich über folgende vier Punkte definieren:

- die Verteidigungsausgaben müssen signifikant erhöht werden um die globale Verantwortung der USA wahrnehmen zu können, und um die Streitkräfte für die Zukunft zu modernisieren
- die Beziehung zu demokratischen Alliierten verstärken und die Regime herausfordern, die feindselig den Interessen und Werten der USA entgegenstehen
- die Ursachen (aus amerikanischer Sicht!) von politischen und wirtschaftlichen Freiheiten im Ausland fördern
- die Einzigartigkeit der USA muss akzeptiert und die Verantwortung dafür übernommen werden, um dadurch eine internationale Ordnung zu schaffen die der amerikanischen Sicherheit, dem Wohlstand und (amerikanischen) Grundsätzen freundlich gegenüber steht

Die Autoren dieser Eckpunkte haben damals auch erkannt, dass dieses Vorhaben in Zeiten von wirtschaftlichem Boom und grösstenteils Frieden auf der Welt eher schlecht umzusetzen sein wird. Ausser es passiert ein "katastrophales und katalytisches Ereignis wie ein neues Pearl Harbor".
Dieses Ereignis kam dann schneller als wohl die meisten dachten mit 09/11, und ermöglichten es den Neocons, wie die oben genannten Männer bezeichnet wurden, in der Administration von George W. Bush genau diese Transformation umzusetzen die sie nur ein paar Jahre zuvor aufs Papier gebracht haben. Selbst die Feinde in den Augen der Neocons waren schon seit Jahren bekannt und in den Briefen und Schriften der PNAC formuliert: Irak, Iran, Syrien! (und Nord-Korea sowie Libyen)
So hat beispielsweise Paul Wolfowitz bereits am 15. September 2001, nur 4 Tage nach 09/11, bei einem Meeting der Nationalen Sicherheit in Camp David, Präsident George W. Bush gedrängt den Irak anzugreifen bevor sie was gegen Afghanistan unternehmen würden wo der mutmassliche Drahtzieher Osama bin Laden sich versteckt hielt.

Nach den Kriegen des letzten Jahrzehnts haben die USA tatsächlich das erreicht was die Neocons sich 1997 erträumt haben als sie ihr Strategiepapier in Washington verfasst haben. Der Verteidigungsetat der USA ist massivst aufgestockt worden, von knapp über 300 Milliarden USD in 1997 auf nahezu 900 Milliarden USD!, nur für das Jahr 2012!!
Saddam Hussein wurde gestürzt, Afghanistan anfänglich als Nebenschauplatz betrachtet entwickelte sich zum Albtraum genau so wie der Irak selbst, Libyen wurde von Qaddafi befreit, Syrien befindet sich aktuell im verzweifelten Kampf gegen eben jene Kräfte und die Drohungen gegen den Iran werden immer schriller. Der Grund weshalb der Iran noch nicht angegriffen wurde, obwohl das Land von nahezu allen Seiten durch US-Truppen und Basen umstellt ist, liegt darin dass die Neocons in ihren Überlegengen nicht damit gerechnet haben, oder noch eher, überhaupt nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen haben dass die Menschen in diesen Ländern die von den USA und ihren "Koalitionstruppen" besetzt wurden, das gar nicht wollten und nun nur ihre Freiheit und Rechte gegen diese Eindringlinge verteidigen.

False Flag Operation

Damit der Wunsch der Kriegstreiber in Washington und Israel von einem Krieg gegen den Iran doch noch irgendwie in Erfüllung geht, wäre es am einfachsten wenn der Iran irgendetwas tun würde was eine Intervention rechtfertigen würde. Der israelische Ministerpräsident Binyamin Netanyahu hat erst diese Woche an der UN-Vollversammlung in New York in einer komödiantisch anmutenden Rede, inklusive Zeichnung, seine sogenannte "red line" (also der Punkt der seiner Meinung vom Iran nicht überschritten werden darf) vorgestellt nachdem er nach immensem öffentlichen Druck den amerikanischen Präsidenten nicht dazu bewegen konnte genau diese für ihn zu definieren. Dennoch rüstet Präsident Obama die Ölscheichtümer am Persischen Golf mit modernsten Waffen und Bomben für viele Milliarden Dollar aus, schickt Flugzeugträger und Kriegsschiffe sowie U-Boote in die Region. Um in so einer gefährlich aufgeheizten Lage einen Krieg gegen den Iran zu provozieren benötigt es kein "katastrophales Ereignis" wie Pearl Harbor oder 9/11, wie ein Zwischenfall mit einem indischen Fischerboot zeigte. Es reicht ein minimaler Grund um die ganze Region explodieren zu lassen. Und genau davor warnen schon seit einigen Jahren viele Menschen wie zum Beispiel der ehemalige nationale Sicherheitsbeauftragte in der Regierung von Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski; schon am 01.02.2007 vor einem Senatsausschuss zu den Problemen im Irak warnte er davor dass ein Krieg gegen den Iran bevorstehen könnte nur weil man dem Land die eigenen verursachten im Irak anzulasten versucht, oder sonst irgendeinen Zwischenfall in den USA dem Iran versuchen wird anzulasten.
Der britische Politiker im Abgeordnetenhaus George Galloway warnte ebenfalls bereits 2005 davor, dass "es nicht unvorstellbar wäre, dass die machthungrige Elite in den USA einen fabrizierten Vorfall benutzen würde um den Iran in eine geopolitische Auseinandersetzung zu verwickeln, mit Israel als (durchführenden) Hammer."

Das im Weissen Haus in Washington höchst einflussreiche Brookings Institute, geführt von Martin Indyk der als Vater der "Dual Containment" Strategie von Bill Clinton gilt, hat im Jahr 2009 die Studie "Welcher Weg nach Persien?" veröffentlicht in der es auf Seite 84 heisst:
"Es wäre viel empfehlenswerter wenn die Vereinigten Staaten eine iranische Provokation als Rechtfertigung für Luftschläge anbringen könnten. Selbstverständlich, je ungeheuerlicher, je tödlicher und je unprovozierter die iranische Aktion, desto besser würden die Vereinigten Staaten da stehen. Natürlich wäre es äusserst schwierig für die Vereinigten Staaten den Iran in eine solche Provokation zu locken ohne das es die Welt als solches erkennen würde, was die ganze Sache dann unterhöhlen würde. Eine Methode die Erfolgsversprechend ist, wäre die Geheimoperationen zum Regimewechsel zu verstärken in der Hoffnung, dass Teheran offen oder auch nur halboffen sich zur Wehr setzen würde, was dann als unprovozierten Akt der iranischen Aggression porträtiert werden könnte."

Welche Ausmasse diese gefährliche Kriegstreiberei angenommen hat, zeigte erst letzte Woche Patrick Clawson, Leiter der Forschungsabteilung eines anderen sehr einflussreichen pro-Israel Instituts, des Washington Institute for Near East Policy (WINEP). Was wirklich gefährlich dabei ist, nebst des Inhaltes der Aussage, ist die Tatsache dass so etwas in aller Öffentlichkeit gesagt werden kann ohne irgendwelche Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Clawson führte dabei aus, dass er "momentan keinen Weg sehen könne wie Präsident Obama die Nation in den Krieg gegen den Iran führen könnte". Doch er lieferte gleich einige Möglichkeiten dazu, in dem er den so wörtlich "traditionellen Weg" der USA zum Krieg skizzierte. Dieser "traditionelle Weg" wäre jeweils jedesmal eine False Flag Operation gewesen wo Amerikaner ums Leben kamen. Egal ob es der Vietnam Krieg, der amerikanische Einstand in den Ersten wie auch Zweiten Weltkrieg, jedesmal war es die Tötung von Amerikanern gewesen.
Der Leiter der WINEP Forschungsabteilung brachte auch gleich ein Szenario vor wie der Iran zu einer Reaktion provoziert werden könnte, dazu meinte er: "Wir könnten den Druck erhöhen. Ich meine schauen Sie, iranische U-Boote tauchen unter, irgendwann taucht halt eines einfach nicht mehr auf. Wer würde schon wissen warum?"

Wir haben da nun einen Vertreter eines einflussreichen Institutes, dessen Analysen in die Entscheidungsfindung- und Bildung in Aussenpolitischen Belangen der Vereinigten Staaten von Amerika eine wesentliche Rolle spielen, der öffentlich zugibt dass es solcher inszenierten Vorfälle bedurfte, diese gar als traditionellen Weg bezeichnete, um die USA in einen Krieg zu drängen. Im Grunde genommen ruft er dafür auf amerikanische Bürger zu opfern um noch mehr Amerikaner in einen Konflikt zu entsenden, um so noch mehr amerikanische Tote zu beklagen? Ganz zu schweigen von den vielen Zehntausenden Iraner und Iranerinnen die durch solch einen monströsen Krieg zu beklagen wären.
Das ist nicht nur krank, das ist kriminell!