Mittwoch, 8. Juni 2016

Hilferuf aus Israel

Wir stehen an einem wichtigen Wendepunkt der Geschichte. Es gibt riesige politische Umwälzungen die Millionen Menschen betreffen. Das äussert sich zur Zeit gerade bei Wahlen in verschiedenen Ländern, wo plötzlich Kräfte in den Vordergrund treten, die bis vor wenigen Jahren noch eigentlich totgeglaubt waren. Regierungen werden mit und ohne äussere Einwirkung gestürzt oder abgewählt, weil es den Menschen spürbar schlechter geht und sie von der etablierten Politik zu Recht enttäuscht sind. Egal ob in Brasilien, Argentinien, USA, Griechenland oder Deutschland, überall zeigt sich ein ähnliches Bild. Sogar in Österreich, wo die letzte Präsidentschaftswahl nicht ohne den Makel einer möglichen Trickserei über die Bühne gelaufen ist.

Israel bildet in dieser Entwicklung keine Ausnahme. Wo es bei uns zumeist Protestwähler sind, die aus Mangel an Alternativen Parteien wählen die mit billigen Slogans den schnellen Erfolg versprechen, ist Israel in dieser Beziehung bereits ein gutes Stück weiter. Rechte Parteien werden nicht etwa aus Mangel an Alternativen gewählt, sondern aus Überzeugung. Die Wahl im rechten Spektrum muss lediglich zwischen Nationalismus, Religion oder religiösem Nationalismus gefällt werden. Was als linke Parteien vorhanden ist, die man wohl als moderat bezeichnen würde und gerade hinblicklich irgendwelcher Friedensgespräche gerne als Partner hätte, ist freilich nur noch ein Schatten seines früheren selbst. Kein Wunder rufen einige Israelis um Hilfe von Aussen, die ansonsten keinen anderen Ausweg mehr sehen um auf den Abgrund hinzuweisen vor dem sie sich sehen. Wie gross muss also die Verzweiflung sein, wenn man den Hilferuf über die Zeitung verbreitet?
"Schon wieder sieht sich das jüdische Volk vor einer grossen Gefahr. Nicht das ganze jüdische Volk. Der Teil der im Mittleren Osten konzentriert ist. Und diesesmal sind es nicht unsere Feinde, die uns zerschlagen wollen. Diesesmal kommen sie aus unserer Mitte."
Dramatische Worte, die die israelische Tageszeitung Haaretz veröffentlicht hat, oder nicht?

Erinnern wir uns: als Verteidigungsminister Moshe Ya`alon zurückgetreten ist, warnte er dass "Extremisten Israel übernommen haben". Ex-Ministerpräsident Ehud Barak äusserte sich ähnlich, als er sagte das "Zionismus und Faschismus nicht miteinander leben können". Da mögen ihm säkulare Zionisten mit Sicherheit zustimmen, aber es gibt eben auch jene, die das ganz anders sehen. So eine ist zum Beispiel Miri Regev, ehemalige Armeesprecherin und aktuelle Ministerin für Kultur und Sport. In einem TV-Interview meinte sie, eine "glückliche Faschistin" zu sein und bezeichnete Flüchtlinge in Israel als "Krebs im Körper der Nation".

Noch immer reiben sich viele ungläubig die Augen, wenn sie Begriffe wie Faschismus, Extremismus oder Rassismus im Zusammenhang mit Israel hören. So etwas könne doch unmöglich in "der einzigen echten Demokratie im Mittleren Osten" vorkommen. Dann gibt es auch solche Stimmen, die meinen, dass es sich dabei nur um politische Rhetorik handelt und die Politiker masslos übertreiben.

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