Donnerstag, 22. September 2016

Barack Obama ist nicht Herr im Haus

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika: ein Amt, oder viel mehr eine Institution, die Grösse und Macht versprüht. Präsident des "mächtigsten Landes der Erde", Bewohner des schon fast sagenhaft anmutenden Weissen Hauses in Washington D.C, als Commander-in-Chief Herr über eine Armee, die es so noch nie in der menschlichen Geschichte gegeben hat. Kurzum, der mächtigste Mann der Welt.

So oder so ähnlich sollte das Bild aussehen, welches die Welt von jener Person auf diesem Amt zu haben hat, zu dessen Vorgänger solch legendäre Namen wie George Washington, Abraham Lincoln oder Thomas Jefferson, Obamas grosses Vorbild. Die Entfaltung von Macht beginnt bereits in den Köpfen der anderen.

Am 21. Januar 2017 geht die Ära des Barack Obama zu Ende, dem seit Januar 2009 amtierenden Präsidenten und Commander-in-Chief der Vereinigten Staaten von Amerika. Schon allein wegen der Tatsache, dass Obama als erster Afro-Amerikaner überhaupt Präsident werden konnte, wird ihm einen Platz neben den ganz grossen Namen der amerikanischen Geschichte sichern. Tiefe Umfragewerte, greifbare Ergebnisse oder Kriege, werden in der Erinnerung unserer Enkel, Gross- und Urenkel keine Rolle mehr spielen. Man wird sich an Barack Hussein Obama II. erinnern, der trotz eines gewaltigen Rassismusproblems in Amerika, 44. Präsident dieses Landes war.

Noch ist es aber nicht so weit. Weder für Obama, der noch immer auf der Suche nach einem wirklichen Vermächtnis ist, noch für alle andere Menschen, die von den Entscheidungen im Oval Office direkt und indirekt betroffen sind.

Viel wurde bereits darüber geschrieben, wie schwach Obama tatsächlich als Präsident sein soll. Von jenem Ideal, von welcher Martin Luther King Jr. in seiner berühmten Rede "I Have a Dream" so wortgewaltig sprach, ist Amerika auch nach 53 Jahren weit entfernt, selbst wenn es auf dem Papier und in gewissen Bereichen tatsächlich besser wurde. Erstaunlicherweise findet die Kritik an der Führungsstärke und Qualität des Präsidenten fast hautpsächlich in den USA selbst statt, auch wenn seine Umfragewerte jüngst wieder etwas gestiegen sind. In Deutschland aber sieht das Bild ganz anders aus: unglaubliche 84% der Deutschen meinten laut einer im April durchgeführten Umfrage, dass Obama "einen guten Job während seiner Amtszeit" gemacht habe, und wünschten sich Hillary Clinton als Nachfolgerin. Nur 7% fanden, er habe "einen schlechten Job" gemacht. Von "einer Lehrstunde für Europa - und Angela Merkel" war sogar die Rede, als Obama dieses Jahr in Köln zu Gast war.

Fragen Sie doch mal spasseshalber Ihre Freunde und Familie, was sie von US-Präsident Barack Obama halten. Ich wette, Sie werden eine ähnliche Resonanz erhalten wie ich auch und die im Wesentlichen mit den Umfragewerten korrespondiert. Woher kommen aber diese enormen Werte? Auf diese zweite Frage werden Sie vermutlich noch hören, Obama ist auf jeden Fall besser als sein Vorgänger George W. Bush. Und vielleicht auch noch "er ist Demokrat und kein Republikaner."  Macht ihn das aber tatsächlich zu einem besseren oder starken Präsidenten?

Was ihn wirklich auszeichnet, ist sein überragendes Rhetorik- und Redetalent. Sein Wahlspruch von 2008, "Yes, We Can", klingelt noch heute in den Ohren vieler Menschen und prägte sogar die Werbeindustrie. Aber ausser einem guten Wahlspruch und guten Reden, gibt es nicht gerade viel was Obama als Vermächtnis hinterlassen könnte. Ja, er hat seine wichtige Gesundheitsreform "Obamacare" (korrekt heisst die Reform The Patient Protection and Affordable Care Act) mit Ach und Krach und vielen Änderungen und Kompromissen durchgeboxt. Auch wenn Obamacare alles andere als perfekt ist und jede Menge ungewollten Ärger verursacht, hier zeigte der Präsident Standhaftigkeit. Und ja, er hat den einen aussenpolitischen Erfolg mit dem Iran-Deal verbuchen können, allen Widrigkeiten zum Trotz. Aber das erklärt nicht diese Zustimmungswerte von 84% die ihm die Deutschen entgegenbringen.

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