Sonntag, 9. Juli 2017

Amerikas Zeichen des Verfalls

"Houston, wir haben ein Problem." Jeder kennt diesen Spruch von James Lovell, Kommandant der Apollo-13 Mission aus dem Jahr 1970, der in die Geschichte eingegangen ist. 47 Jahre später könnte man genauso gut "Washington, wir haben ein Problem" sagen, und es wäre in der Bedeutung dieses Satzes noch zutreffender. Wir haben im Weissen Haus einen Präsidenten, der hilflos versucht hat gegen den Strom zu rudern, und dem in rekordverdächtiger Zeit die Paddeln abgenommen wurden und seitdem bestenfalls geduldet wird. Von der eigenen Partei bereits im Wahlkampf als schwarzes Schaf gebrandmarkt, von der Opposition zutiefst verachtet, vom Geheimdienst und seinem Vizepräsidenten verraten und vom Militär gefürchtet, steht Präsident Donald Trump ziemlich allein in seinem eigenen Universum da. Selbst das Ausland - mit wenigen Ausnahmen wie Saudi-Arabien, Israel oder Grossbritannien - geht auf Abstand zum vermeintlich allmächtigen Amerika.

Die Hoffnungen auf eine Entspannungspolitik, die Trump während dem Wahlkampf im vergangenen Jahr geweckt hatte, wurden samt und sonders nicht erfüllt. Im Gegenteil, durch den als typisch amerikanisch geltenden "Jingoismus", verschärften sich die Spannungen zu einer ganzen Reihe von Ländern dramatisch. Das ist allerdings nicht nur das Resultat von Trump allein, sondern auch das Werk von seinen unerfahrenen Beratern und kriegslüsternen Generälen, denen er mehr oder weniger die Entscheidungsgewalt nicht nur in militärischen Belangen, sondern auch in politisch-strategischen Fragen übertragen hat. Das einzige Kabinettsmitglied, das einen klaren Bezug zur Realität hat, ist Aussenminister Rex Tillerson. Auch wenn es beim Thema "Iran" nicht wirklich danach aussieht, nachdem er vor dem Auswärtigen Ausschuss des Kongresses bestätigt hat, dass ein Regimewechsel in Teheran erklärtes Ziel der US-Aussenpolitik ist.  

Ganz irre - und wäre es nicht die stärkste Militärmacht der Welt, wäre es sogar eine Tragikkomödie - wird es, wenn man sich manche Aussagen von US-Senatoren anschaut, die mit einer Fülle an Macht ausgestattet sind, um die US-Politik nach eigenen Gutdünken beeinflussen zu können. Wie beispielsweise Dana Rohrabacher, der die IS-Anschläge in Teheran gut hiess und sogar eine Zusammenarbeit mit IS-Terroristen vorschlug. Seine Klarstellung nach den hohen Wellen, die seine Behauptung verständlicherweise geschlagen hat, trug allerdings nicht wirklich zur Beruhigung bei. Nikki Haley hingegen, die Samantha Power als amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen abgelöst hat, findet derweil nichts weiter Verwerfliches an dem "aussenpolitischen Wahnsinn" und bezeichnet das "diplomatische Chaos" als etwas Positives.

Würde eine Regierung und deren Vertreter von sagen wir Tuvalu (nichts gegen diesen Inselstaat, einfach nur als Vergleich) solch einen Unsinn daherreden, dann könnte man vielleicht sogar noch darüber lachen. Aber ganz sicher nicht bei den Vereinigten Staaten von Amerika, der eminenten militärischen Supermacht mit einem Verteidigungsetat von unglaublichen 824.7 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2018. In diesem Fall darf man auf Regierungsebene nichts geringeres als absolute Professionalität im Umgang mit anderen Staaten erwarten, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Ebenso wie grosse US-Medien, deren Aufgabe es sein sollte, ihrer Verantwortung als sogenannte Leitmedien nachzukommen, doch stattdessen zu reinsten Propagandaorganen und geradezu Kriegstrommlern verkommen sind. Wenn Präsident Trump Medienunternehmen wie CNN oder New York Times als Fake News beschimpft, hat er damit nicht ganz Unrecht.

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