Freitag, 31. Mai 2013

"Humanitäre Intervention"

Schon seit Jahren geistert in der Begründung der US-geführten Kriege der Begriff "Humanitäre Intervention" herum und dient dabei als Rechtfertigung für die Angriffskriege der Amerikaner und ihrer Alliierten. Das war der Hauptgrund für die NATO-Luftschläge gegen Serbien und in Libyen, und musste schliesslich im Nachhinein für die Invasion im Irak herhalten nachdem klar wurde, dass die angeblichen Massenvernichtungswaffen nichts weiter als eine reine Lügengeschichte waren. Die sogenannten "Spin Doctors" in Washington, also jene Leute welche für die Propaganda zuständig sind, erzählten der Welt dass die Invasion so oder so positiv für das irakische Volk war. Immerhin wurden sie von einem brutalen Diktator befreit und würden fortan in Frieden und den American Way of Life leben können. Ja, Saddam Hussein war ein brutaler Diktator, keine Frage. Aber dieser brutale Diktator verwandelte den Irak auch in ein modernes, säkulares Land und das irakische Volk genoss eines der besten Gesundheits- und Schulsysteme in der gesamten arabischen Welt. Erst die US-Invasion von 2003 zerstörte das Land und diese Infrastruktur. Und in gewisser Weise zerstörten die Amerikaner auch das irakische Volk, da sich das Land entlang der ethnischen Linien aufgeteilt hat. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, brachte diese "Humanitäre Intervention" die Al-Qaeda und mit ihr tausende von Jihadisten aus verschiedensten Ländern in den Irak.
Der Begriff, oder die Begründung einer "Humanitären Intervention" wie sie in der letzten Dekade verwendet wurde, gehört kritisch hinterfragt und sollte von uns Europäern nicht weiter als bedingungslose Rechtfertigung für einen Krieg übernommen werden. Denn egal wie man einen Krieg umtauft, ein Krieg bleibt ein Krieg und bringt nichts weiter als endloses Leid und Schrecken mit sich.

Gerne möchte ich zu diesem Thema das Essay von Professor Jacob C. Hornberger übersetzen und den interessierten Lesern zur Verfügung stellen. Es lohnt sich über diese Worte von Prof. Hornberger einmal nachzudenken.

"Das Böse der Humanitären Interventionen

Amerikanische Statisten rechtfertigen manchmal US-militärische Interventionen in fremden Ländern mit der Begründung, dass es notwendig ist die Menschen von der Tyrannei und Unterdrückung durch ihre eigene Regierung zu retten. Wenn ein Diktator sein eigenes Volk umbringt, so argumentieren sie, ist es an dem US-Militär dieses Land zu erobern, den Diktator zu stürzen und einen neuen, wohlwollenderen Herrscher zu installieren, und damit das Leben jener Menschen zu retten welche der Diktator ohne die Invasion ansonsten getötet hätte.

Wie auch immer, hier (in dieser Überlegung) ist ein wichtiger Faktor enthalten. Während die Statisten sich unausweichlich ausschliesslich auf den Diktator selbst fokussieren - und den Bedarf ihn loszuwerden - bringt eine militärische Invasion unausweichlich die Tötung von vielen Menschen mit sich, bevor die Truppen überhaupt erst an den Diktator herankommen. Das schliesst ganz normale Soldaten mit ein welche sich für den Dienst in der Armee des Diktators eingeschrieben haben, sowie Zivilisten.

Somit werden in der militärischen Absicht an den Diktator heranzukommen und ihn von der Macht zu entledigen, viele Menschen während dieser (militärischen) Operation getötet, obwohl sie ansonsten nichts mit den Tötungsaktionen des Diktators zu tun gehabt hätten.

Somit findet, in jeder militärisch-humanitären Intervention, eine gewisse Kosten-Nutzen Analyse in den Köpfen der Interventionisten statt. Die Interventionisten sagen, dass die Menschenleben die gerettet werden konnten es wert sind, jene Menschenleben (zu opfern) welche während der Intervention getötet wurden.

Wir sahen diese Denkweise in der Invasion und Besetzung des Irak. Zuerst versuchte die Bush Administration die Intervention vornehmlich als Selbstverteidigung zu rechtfertigen. Saddam Hussein, sagten Bush und seine Leute, kommt und greift uns (Amerikaner) mit Massenvernichtungswaffen an. Deshalb ist es notwendig in den Irak einzufallen um Saddam davon abzuhalten, "Atompilze" über amerikanische Städte zu entfesseln, behaupteten Bush und seine Leute.

Die Einschüchterungstaktik funktionierte um viele Amerikaner dazu zu bringen, die Invasion unter dem Glauben zu unterstützen, dass sich Amerika nur selbst verteidigen würde. Aber als klar wurde dass es dort (im Irak) keine Massenvernichtungswaffen gab, lehnte es die US-Regierung ab sich für "den Fehler" zu entschuldigen und ihre Truppen nach Hause zu bringen. Stattdessen verwandelte sich die Mission in eine humanitäre Intervention. Saddam Hussein tötet sein eigenes Volk und die US-Truppen sind hier um sie (das Volk) zu retten, und als Bonus, um ihnen sogar die Demokratie zu bringen, sagte Bush.   

Aber während dieses Prozesses würden zahllose Iraker getötet (und verstümmelt) werden. Einer der faszinierenden Punkte von dem (Prozess) war es, dass es niemals eine Berücksichtung gab wieviele Iraker während dieses Prozesses getötet würden, um jene zu retten die andernfalls von Saddam Hussein getötet worden wären. Das heisst, es gab niemals eine Grenze nach oben. Das interessierte die US-Offizielle nicht.  Jede Zahl von irakischen Todesopfern, egal wie hoch sie auch sein mag, würde die Vertreibung von Saddam Hussein von der Macht rechtfertigen sowie jene Iraker zu retten welche er sonst getötet hätte.

Das wurde vom Pentagon von Anfang an klar gemacht, als das Pentagon ankündigte dass man nicht einmal plant die irakischen Todesopfer zu zählen. Es spielte einfach keine Rolle. Es wurde als okay betrachtet, eine beliebige Zahl (von Irakern) zu töten um jene zu retten, welche Saddam Hussein ansonsten umgebracht hätte. 

Dieser humanitäre Interventionismus Denkansatz wurde perfekt von der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Madelaine Albright, reflektiert, als sie gefragt wurde ob eine halbe Million irakische Kinder es wert wären die wegen den Sanktionen gestorben sind. Sie antwortete das "während die Angelegenheit eine schwierige ist, ja, der Tod von diesen 500`000 irakischen Kindern ist es wert". Mit diesem "es" meinte sie den Versuch, Saddam Hussein von der Macht zu vertreiben. 

Eine interessante moralische und religiöse Angelegenheit zeigt sich hier. Ist es jemals moralisch und religiös akzeptabel eine unschuldige Person zu töten, um einen Diktator von der Macht zu vertreiben der (wiederum) unschuldige Personen tötet? Ich bin nicht überzeugt davon das Gott eine Ausnahme entlang dieser Linie gemacht hat als er das Gebot von "Du sollst nicht töten" erließ. Es erscheint für mich, dass Humanitärer Interventionismus, welcher unweigerlich einen oder mehrere unschuldige Menschen tötet, ein direkter Verstoss gegen Gottes Gebote ist.

Humanitäre Interventionisten verweisen manchmal auf den Holocaust um ihre interventionistische Philosophie rechtzufertigen. "Hättest du die Juden einfach so sterben lassen" fragen sie?

Aber ich bin mir nicht sicher das deren Beispiel ihren Standpunkt gut umschreibt. Alles in allem, während der Zeit als der Zweite Weltkrieg endete, waren praktisch alle europäischen Juden tot. Das ist nicht wirklich eine Erfolgsgeschichte für den Humanitären Interventionismus.

Und es kommt noch Schlimmer. Raten sie mal wer ein Angebot machte um die Juden während den 1930er aus Deutschland abziehen zu lassen.

Sie haben es: Adolf Hitler selbst! 

Und raten sie mal wer den deutschen Juden die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigerte.

Sie haben es, Präsident Franklin Roosevelt selbst! (siehe "Ausschliessen der Immigranten") Googeln sie mal "Voyage of the Damned" (Reise der Verdammten), um zu sehen wie die Roosevelt Administration es abgelehnt hat die "MS St.Louis", ein deutsches Schiff voll mit deutschen Juden, im Hafen von Miami anzudocken, wohlwissend dass es (das deutsche Schiff) ihre jüdischen Passagiere zurück nach Deutschland bringen müsste.

Unter welcher Autorität verwehrte Roosevelt den deutschen Juden den Eintritt in die Vereinigten Staaten? Zu dieser Zeit haben die Vereinigten Staaten das Konzept der offenen Immigration, auf welcher unser Land gegründet wurde, verlassen und umarmten die Vision einer Immigrationskontrolle. Somit sagte Roosevelt das die deutschen Juden die Vereinigten Staaten nicht betreten konnten, weil die Einwanderungsquoten bereits erfüllt sind.

Humanitäre Interventionisten wollen also das die US-Regierung ins Ausland geht um Menschenleben mit Kugeln, Bomben und Raketen retten, welche unausweichlich zahllose unschuldige Menschen töten und verstümmeln werden. Aber diese gleichen Menschenfreunde lieben die Menschen die sie retten wollen offensichtlich nicht so sehr, als das sie sie nach Amerika lassen wollen um hier zu leben. 

Unsere Gründungsväter hatten Recht. Ihre Position war es, dass wenn jemand unter Tyrannei, Unterdrückung oder Hunger leidet, die US-Regierung nicht ins Ausland gehen würde um sie mit Invasionen und Besatzungen zu retten, welche unweigerlich Scharen von unschuldigen Menschen töten würde, und im weiteren Verlauf, die Vereinigten Staaten in den Bankrott treiben und dazu führen, dass das amerikanische Volk ihre Freiheit durch die Hand ihrer eigenen Regierung verliert.

Gleichzeitig sendeten aber unsere amerikanische Vorfahren folgende Antwort in die Welt hinaus: wenn es dir möglich ist den Gegebenheiten zu entfliehen, wisse das es da ein Zufluchtsort gibt zu welchem du frei kommen kannst, (und) wessen Regierung dich nicht mit Gewalt in dein Land zurück bringt.

Es erscheint mir, dass das der beste und moralischste und religiöseste Weg ist, um Fremden zu helfen die unter Tyrannei, Unterdrückung und Hunger leiden, während (gleichzeitig) zu Hause eine freie, friedvolle und gut gehende Gesellschaft gepflegt wird."

  

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