Dienstag, 28. Oktober 2014

Amerikas Doppelstandard bei US-Opfern in Israel

Glenn Greenwald hat auf The Intercept einen Artikel geschrieben, in welchem er den amerikanischen Doppelstandard im Umgang bei US-Opfern in Israel und Palästina festhält. Innerhalb von nur einer Woche sind amerikanische Staatsbürger in Jerusalem und Silwad Opfer einer Gewalttat geworden. Doch anstelle einer universellen Verurteilung der Gewalttat gegen amerikanische Staatsbürger werden vom US-Aussenministerium Unterschiede in der Beurteilung und Verurteilung der Gewalttat gemacht, abhängig davon ob die Urheber der Tat Palästinenser oder israelische Juden sind. Da sich diese zwei schlimmen Vorfälle innerhalb kürzester Zeit ereignet haben, ist es wichtig auf diesen Doppelstandard des US-Aussenministeriums hinzuweisen und deshalb hier der von mir übersetzte Artikel von Glenn.

"Vergleiche wie die USA auf die Tötung von amerikanischen Kids auf der Grundlage der Identität der Mörder antworten

Letzten Mittwoch wurde in Jerusalem ein dreimonatig altes amerikanisches Baby getötet und acht weitere Personen verletzt, als sich ein Fahrzeug durch einen vollen Fussweg pflügte. Der Fahrer, ein  20-jähriger Palästinenser mit dem Namen Abed e-Rahman a-Shaludi wurde von der Polizei getötet als er von dem Tatort fliegen wollte. Die Familie des Fahrers beharrt darauf, dass es sich um einen Unfall handelte, aber israelische Offizielle bezeichneten es umgehend als einen "Terrorakt". Einige Israelis spekulierten dass es sich um eine Vergeltung für die Ermordung eines 5-jährigen palästinensischen Mädchens durch einen israelischen Siedler handelt, der (nur einige) Tage zuvor mit seinem Wagen in sie hinreinraste (und ein anderes palästinensisches Mädchen schwer verletzte) und dann vom Tatort geflüchtet ist (palästinensische Offizielle verurteilen diesen Vorfall als "Terrorismus"). 

Gestern (am 24.10.14) erschoss ein Soldat der israelischen Armee einen 14-jährigen Jungen in der West Bank der an einem Protest gegen die fünf Jahrzehntelange Besatzung teilnahm. Der Junge, Orwah Hammad, war ein US-Bürger und ein Palästinenser; er wurde in New Orleans geboren und zog mit seiner Familie in die West Bank als er 6 Jahre alt war. Die IDF (Israel Defence Forces) behauptet, er habe mit Steinen auf israelische Soldaten geworfen und dass ein anderer Mann sich vorbereitete um einen Molotov-Cocktail zu werfen, und dass das die scharfe Munition rechtfertigen würde die sie benutzt haben.

Das US-Aussenministerium erliess jeweils eine Stellungnahme zu den beiden Vorkommnissen. Hier ist diejenige die zum Vorfall von letzter Woche erlassen wurde als ein palästinensischer Fahrer das amerikanische Baby in Jerusalem getötet hat; veröffentlicht am gleichen Tag des Vorfalls (d.h. noch bevor irgendeine Untersuchung durchgeführt wurde):
Terroristische Attacke in Jerusalem                                                                                   Die Vereinigten Staaten verurteilen auf das Schärfste den heutigen Terroranschlag in Jerusalem. Wir bekunden unser tiefstes Beileid der Familie des Babys, wie verlautet ein amerikanischer Bürger, das durch diesen verachtenswerten Anschlag getötet wurde, und übermitteln unsere Gebete für eine vollständige Genesung den anderen Verletzten. Wir fordern von allen Seiten die Ruhe zu bewahren und zur Vermeidung einer Eskalation der Spannungen aufgrund dieses Vorfalles.


Hier ist die deutlich andere Stellungnahme des US-Aussenministeriums die letzte Nacht (am 24.10.14) veröffentlicht wurde über die fatale Erschiessung eines 14-jährigen amerikanischen Jungen durch einen israelischen Soldaten:
Tod eines US-Minderjährigen in Silwad                                                                                                                               Die Vereinigten Staaten äussern ihr tiefstes Beileid der Familie eines US-Minderjährigen der von den Israeli Defence Forces bei Zusammenstössen in Silwad am 24. Oktober getötet wurde. Offizielle des US-Generalkonsuls in Jerusalem stehen im Kontakt mit der Familie und bieten die ganze erforderliche konsularische Unterstützung an. Wir fordern eine schnelle und transparente Untersuchung und bleiben im engen Austausch mit den Lokalbehörden welche die Führung über die Untersuchung innehaben. Wir bleiben dabei alle Parteien zur Erhaltung der Ruhe zu drängen und zur Vermeidung der Eskalation von Spannungen aufgrund der kürzlichen tragischen Vorfällen in Jerusalem und der West Bank.

Es ist sicherlich nichts falsch dabei um die Resultate einer Untersuchung abzuwarten bevor man endgültige Stellungnahmen abgibt, aber das ist nicht das was das Aussenministerium im Jerusalem-Fall gemacht hat, welcher umgehend als "verachtenswerter" Akt des "Terrors" bezeichnet wurde. Vielmehr wollen die USA wenn sie nach einer "schnellen und transparenten Untersuchung" der West Bank-Schiesserei rufen, dass die IDF - die Besatzungsmacht die den amerikanischen Teenager getötet hat - (den Fall) selbst untersucht (und unausweichlich sich selbst von jeglicher Schuld befreit). (Rania Khalek dokumentierte heute wie reflexiv die israelischen Behörden israelische Siedler und Soldaten (von jeglicher Schuld) befreien, während Palästinenser in ähnlichen Umständen umgehend für schuldig befunden werden) 
Wie die Familie des Fahrers den israelischen Medien erzählt hat:
Vor ein paar Tagen überfuhr ein jüdischer Siedler in der Nähe von Ramallah zwei Mädchen. Er tötete eine und die andere ist schwer verletzt. Die Polizei sagte umgehend es wäre ein Unfall gewesen. In unserem Fall sagten sie in Sekunden (genau) das Gegenteil. Das ist weil der Fahrer ein Araber war. Als ein jüdischer Fahrer in einen Unfall verwickelt war, war das Verhalten anders und niemand erschoss ihn.
Was auch immer wahr ist, IDF-Soldaten sollten nicht in der West Bank sein weil die Besatzung die sie dort durchführen von nahezu der ganzen Welt als illegal betrachtet wird. 

Am Wichtigsten (aber ist), dass die US-Regierung eine bemerkenswerte Geschichte der ausgestellten Gleichgültigkeit, oder sogar Unterstützung aufweist, wenn Israel amerikanische Bürger tötet. Das Aussenministerium hat niemals auch nur einen Piepser des Protestes über die Tötung der Friedensaktivistin Rachel Corrie durch einen israelischen Bulldozer im Jahr 2003 abgegeben, und dann implizit die Tötung des amerikanisch-türkischen Teenagers Furkan Dogan gebilligt der sich an Bord der anti-Blockade Flotilla der Mavi Marmarra befand (in starkem Kontrast zur türkischen Regierung die - wie es normalerweise die meisten Regierungen tun würden - wütend darüber war dass Israel ihre Staatsbürger getötet hat).

Normalerweise werden Länder ungehalten wenn man andere Nationen ihre Staatsbürger töten. Aber all diese normalen Gesetze werden nicht anwendbar wenn es sich bei den betreffenden Ländern um die USA und Israel handelt. Wenn also ein Palästinenser seinen Wagen in ein amerikanisches Kind steuert, dann wird das umgehend als ein "verachtenswerter Akt" von "Terrorismus" bezeichnet, das auf  "das Schärfste" verurteilt wird: eine Untersuchung wird nicht benötigt. 
Aber wenn ein israelischer Besatzungssoldat auf ein amerikanisches Kind schiesst und es tötet, wird die laueste, wertungsfreieste und vorsichtigste Sprache benutzt um freundlich nach einer "Untersuchung" bei der gleichen Besatzungsmacht anzufragen die für die Tötung verantwortlich ist."

Palästinensischer Junge wird von israelischen Polizisten nach Zusammenstössen nach dem Freitagsgebet am 24.10.14 in Ost-Jerusalem verhaftet / Photo von Reuters: Finbarr O`Reilly

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