Montag, 8. April 2013

US/EU-Politik zerstört Christentum in Syrien

Um das Ziel des "Regimewechsels" in Syrien zu erreichen, feuern die USA und einige Länder der EU (allen voran Grossbritannien und Frankreich) nicht nur einen sektiererischen Konflikt zwischen den zwei grossen muslimischen Strömungen der Sunniten und Schiiten an, sondern nehmen als "Kollateralschaden" auch die Zerstörung und Vertreibung von Christen aus Gebieten in Syrien in Kauf, welche dort lange vor der Christianisierung Europas gelebt haben.

Die Christen genossen unter der Herrschaft der al-Assad Familie eine relative Ruhe und konnten ihren Glauben frei praktizieren. Mit der Ankunft der wahhabitischen Jihadisten sollte sich das alles schnell ändern. Die Christen wurden zur Zielscheibe, genau so wie Schiiten und Alawiten. Und nicht etwa weil sie diese ausländischen Kämpfer angegriffen hätten oder mit der Regierung al-Assad`s kollaborierten wie man ihnen das vorwarf, sondern einfach nur weil sie dem wahhabitischen Weltbild zufolge als kafir, als Ungläubige galten und deshalb ihr Leben nichts wert ist.

Die offizielle Reaktion der USA war es anfänglich zu behaupten, Washington wisse einfach nicht wer diese verschiedenen Rebellenfraktionen sind und man deshalb zuerst die Gruppierungen evaluieren muss, bevor irgendeine Strategie entwickelt werden kann. Man ging aber davon aus, dass "etwa ein Viertel der 300 Rebellengruppierungen von Al-Qaeda inspiriert sind".
Solch ein Statement muss in den Ohren der leidtragenden Menschen in Syrien, unabhängig der Konfession, wie blanker Hohn klingen. Es ist hinreichend bekannt, dass amerikanische und britische Geheimdienste mindestens seit 1996 Kontakt zu Al Qaeda Zellen in Libyen hatten um den libyschen Diktator zu ermorden. Diese Kontakte wurden dann ebenfalls vor zwei Jahren im NATO geführten Krieg gegen Libyen genutzt und führten schliesslich zum Tode von US-Botschafter Chris Stevans.
Aber auch die massiven CIA-Präsenzen in der irakischen Hauptstadt Bagdad sowie im Emirat Dubai müssen gewusst haben, woher und über welche Wege diese wahhabitischen Extremisten nach Syrien gelangt sind.

Das Saudi Arabien und Qatar, aber auch die anderen Scheichtümer am Persischen Golf zu den grössten Unterstützern dieser religiösen Eiferer gehören, ist den Geheimdiensten mit Sicherheit nicht entgangen, zumal die ehemalige US-Aussenministerin Hillary Clinton noch vor 3 Jahren Saudi Arabien und Qatar für die grössten Unterstützer von wahhabitischen Extremisten hielt. Und wie es um deren Ideologie steht, was sie von Christen und Schiiten halten, ist ebenfalls kein Geheimnis.
Und trotzdem werden Gruppierungen wie beispielsweise Jabhat al-Nusra indirekt von den USA und einzelner Staaten der EU unterstützt, wohlwissend dass sie eine eigene Agenda verfolgen und im Grunde jene religiöse Minderheit in Syrien zerstören, welche diese Länder selbst repräsentieren.

Es gibt christliche Familien (und natürlich auch schiitische und alawatische) welche trotz allem in Syrien bleiben und lieber sterben wollen, als der ethnischen Säuberung der Wahhabiten noch Hilfestellung zu bieten. Aber solche Patrioten sind angesichts der Reputation dieser Extremisten verständlicherweise zahlenmässig gering, so dass ein wahrer Exodus statt gefunden hat und auch weiterhin statt findet. Die meisten von ihnen fliehen in den Libanon wo sich noch die letzte christliche Minderheit im Nahen Osten befindet. Zuflucht finden die syrischen, aber auch immer mehr alteingesessene libanesische Christen, im schiitisch dominierten Süden des Libanon beziehungsweise auch in schiitisch dominierten Teilen von Beirut. So wie es aussieht, scheinen die Christen eine Allianz mit der Hezbollah eingegangen zu sein und erhalten durch die sozialen Netzwerke der "Partei Gottes" das, was ihnen u.a. die christlichen Staaten wie USA, Grossbritannien oder Frankreich in ihrer "humanitären Hilfestellung" genommen haben:  vorübergehende Stabilität, Nahrung und Würde.

Doch diese christlichen Nationen, die diese tragische Entwurzelung von uralten Strukturen billigend in Kauf nehmen um einen "Regimewechsel" in Syrien - und sollte dieses Ziel erreicht werden auch im Iran - vorantreiben, denken gar nicht daran diese kulturelle und historische Pracht zu beschützen. Stattdessen wird überlegt, wie man eventuell die christlichen Flüchtlinge durch vereinfachte Asylverfahren nach Europa bringen kann, was wiederum eine menschenverachtende Wertung und Selektion von Religionszugehörigkeit darstellt. Gewährt man syrischen Flüchtlingen Asyl, darf die Religion kein Auswahlkriterium sein.   

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